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Die Wärmetechnik ist das Teilgebiet innerhalb der Ingenieurwissenschaften, genauer der Energietechnik, das sich mit Wärme (thermischer Energie) in der technischen Anwendung beschäftigt. Hauptinhalte sind die Erzeugung, Speicherung und Übertragung von Wärme im technischen Maßstab:

Wärmeübertragung (Wärmestrahlung, Konvektion, Wärmeleitung)
Wärmespeicher, Wärmesenken und -quellen (Wärmekapazität, latente Wärme aus Phasenübergängen, Verbrennung etc.)

Die Wärmetechnik berührt auf der Seite der Grundlagen die Physik, die Thermodynamik, die Strömungsmechanik, die Feuerungstechnik (Verbrennung), die Elektrotechnik (Elektrowärme) und die Chemie (Thermochemie) und auf der Seite der technischen Anwendung die Verfahrenstechnik (insbesondere die thermische Verfahrenstechnik und die Energieverfahrenstechnik) und den Apparatebau (insbesondere Wärmeübertrager, Öfen, Dampfkessel etc.). Sonderanwendungen der Wärmetechnik sind die Kältetechnik und die Wärmedämmung. Schnittgebiet zur Energietechnik besteht in der Wärme-Kraft-Kopplung.

Fachgebiete und Anwendung sind etwa:

Heiztechnik in Haustechnik und Bauwesen, Solarthermie
Technik der Heizkraftwerke, Fernwärmetechnik, Geothermie
Thermische Energieerzeugung
Heiz- und Klimatechnik im Fahrzeugbau: Fahrzeugheizung und Standheizung, aber auch Sitzheizung, Griffheizung
Dampftechnik (Technik der Dampfmaschinen)
Wärmetechnik in der chemischen Verfahrenstechnik
Heizelemente aller Art, als Bauteil oder etwa für heiztechnische Produkte des Haushalts, etwa Heizdecken, Teewärmer
Wärmetechnik in Elektrotechnik und Elektronik, wie als zentrales Element von Elektronenröhren und Kathodenstrahlröhren.

Abgerufen von „https://de..org/w/index.php?title=Wärmetechnik&oldid=180266362“
Kategorie: Wärmetechnik

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    Biogasanlage in Wredenhagen
    Luftbild einer Biogasanlage
    Biogasanlage zur energetischen Verwertung von kommunalem Bioabfall in Sundern.

    Eine Biogasanlage dient der Erzeugung von Biogas durch Vergärung von Biomasse. In landwirtschaftlichen Biogasanlagen werden meist tierische Exkremente (Gülle, Festmist) und Energiepflanzen als Substrat eingesetzt. In nicht-landwirtschaftlichen Anlagen wird Material aus der Biotonne verwendet oder Abfallprodukte aus der Lebensmittelproduktion. Als Nebenprodukt wird ein als Gärrest bezeichneter Dünger produziert oder es erfolgt die anschließende stoffliche Weiterverwertung mittels angeschlossener Kompostierung (Kaskadennutzung).
    Bei den meisten Biogasanlagen wird das entstandene Gas vor Ort in einem Blockheizkraftwerk (BHKW) zur Strom- und Wärmeerzeugung genutzt. Andere Biogasanlagen bereiten das gewonnene Gas zu Biomethan auf und speisen es ins Erdgasnetz ein.

    Inhaltsverzeichnis

    1 Prinzip einer Biogasanlage
    2 Substrate zur Biogaserzeugung

    2.1 Verbleib des Substrats

    3 Mikrobielle Prozesse

    3.1 1. Phase: Hydrolyse
    3.2 2. Phase: Acidogenese oder Versäuerungsphase
    3.3 3. Phase: Acetogenese oder essigbildende Phase
    3.4 4. Phase: Methanogenese oder methanbildende Phase

    4 Anlagenbetrieb

    4.1 Nass- und Trockenfermentation
    4.2 Batch- und kontinuierliche Vergärung
    4.3 Ein- und mehrstufige Anlagen

    5 Verwendung der Produkte

    5.1 Biogas
    5.2 Biomethan
    5.3 Gärrest

    6 Entwicklung der Biogasanlagen

    6.1 Allgemeine technische und marktbezogene Entwicklung
    6.2 Entwicklung in Deutschland

    6.2.1 Vergütung in Deutschland
    6.2.2 Steuerliche Behandlung in Deutschland

    6.3 Entwicklung in der Schweiz

    7 Sicherheit
    8 Bewertungen

    8.1 Vorteile
    8.2 Nachteile

    9 Siehe auch
    10 Literatur
    11 Einzelnachweise
    12 Weblinks

    Prinzip einer Biogasanlage

    Vergleich von Biogasrohstoffen[1]

    Material
    Biogasertrag
    in m3 pro Tonne
    Frischmasse
    Methan-
    gehalt

    Maissilage
    202
    52 %

    Grassilage
    172
    54 %

    Roggen-GPS
    163
    52 %

    Zuckerrüben-
    Pressschnitzel
    siliert[2]
    125
    52 %

    Futterrübe
    111
    51 %

    Bioabfall
    100
    61 %

    Hühnermist
    80
    60 %

    Schweinemist
    60
    60 %

    Rindermist
    45
    60 %

    Getreideschlempe
    40
    61 %

    Schweinegülle
    28
    65 %

    Rindergülle
    25
    60 %

    In einer Biogasanlage erfolgt der anaerobe (ohne Sauerstoff) mikrobielle Abbau (Vergärung) des eingesetzten Substrats. Dieses besteht meist aus gut abbaubarer Biomasse wie Gülle, Energiepflanzen (vor allem Mais-, Getreide- und Grassilage), landwirtschaftlichen Nebenprodukten oder Bioabfällen. Stroh und Holz, die vor allem Cellulose und Lignocellulose enthalten, sind unter anaeroben Bedingungen nur schwer oder gar nicht abbaubar und werden daher nicht eingesetzt.

    Verschiedene Arten von Mikroorganismen nutzen die komplex zusammengesetzte Biomasse (vor allem Kohlenhydrate, Fette und Proteine) als Nährstoff- und Energielieferanten. Anders als beim aeroben Abbau (mit Sauerstoff, wie etwa bei der Kompostierung) können die Organismen bei der anaeroben Vergärung nur einen geringen Teil der enthaltenen Energie nutzen. Die anaerob nicht nutzbare Energie befindet sich im „Abfallprodukt“ Methan.

    Hauptprodukte des anaeroben Abbaus sind das energiereiche Methan (CH4) und Kohlenstoffdioxid (CO2). Da beide gasförmig sind, trennen sie sich vom Gärsubstrat und bilden die Hauptkomponenten des Biogases. CO2 ist nicht weiter oxidierbar, d. h., es brennt nicht. Es braucht aber nicht vom energiereichen CH4 abgeschieden werden und kann zusammen mit diesem im Blockheizkraftwerk der Verbrennung zugeführt werden.

    Substrate zur Biogaserzeugung

    → Hauptartikel: Substrat (Biogasanlage)
    Silo mit Biomasse einer Biogasanlage bei Hannover

    Der zur Biogaserzeugung eingesetzte Rohstoff wird als Substrat oder Einsatzstoff bezeichnet. Geeignet ist jede Art von Biomasse, die unter anaeroben Bedingungen (Vergärung) abgebaut wird. Die jeweilige chemische Zusammensetzung, insbesondere die enthaltenen Kohlenhydrate, Fette und Proteine, ist entscheidend für die erzeugbare Menge Biogas und deren Methananteil.

    In der Praxis entscheiden die Einkaufs- und Anbaukosten, die durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) festgelegten Vergütungen und Boni und die Eignung der Biogasanlage über das verwendete Substrat.

    Verbleib des Substrats

    Ein Teil des Substrats dient den Mikroorganismen als Nährstoff zum Aufbau ihrer Zellmasse (Anabolismus). Die dafür benötigte Energie wird aus der Vergärung des Substrats gewonnen. Da der Energiegewinn, verglichen mit der aerob stattfindenden Atmung, gering ist, müssen pro erzeugter Zellmasse vergleichsweise große Massen Substrat umgesetzt werden.

    Bei gut abbaubaren Substraten wird ein großer Teil der Trockensubstanz in das Biogas umgesetzt. Zurück bleibt der sogenannte Gärrest, ein wässriges Gemisch aus schwer abbaubarem organischen Material, wie Lignin und Cellulose, sowie anorganischen, d. h. überwiegend mineralischen Stoffen. Der Gärrest wird meistens als landwirtschaftlicher Dünger verwendet. Er enthält noch sämtliche Spurenelemente des Substrats, fast den gesamten Stickstoff, Phosphor und – abhängig von der Verfahrensart der Biogasanlage – auch fast den gesamten Schwefel.

    Mikrobielle Prozesse

    Der anaerobe Abbau von Biomasse ist Grundlage der Entstehung von Faulgasen wie Deponie-, Klär-, Sumpf- und Biogas. Viele verschiedene Arten von Mikroorganismen sind beteiligt. Vorkommen und Mengenanteile der Arten sind von der Art des Substrats, dem pH-Wert, der Temperatur und dem Ablauf der Vergärung abhängig. Aufgrund der vielfältigen Stoffwechsel der Gemeinschaft von Mikroorganismen können die meisten organischen Stoffe abgebaut werden. Lediglich Cellulosefasern und verholzte Anteile aus Lignocellulose sind enzymatisch schwer abbaubar. Voraussetzung für die Methanbildung ist ein ausreichender Wasseranteil im Gärsubstrat.

    Der Abbauprozess wird schematisch in vier aufeinanderfolgenden biochemischen Einzelprozessen (Phasen) dargestellt. Die gängigen Anlagenkonzepte sehen meist eine fortwährende Substratzufuhr zum Fermenter vor, so dass die vier Phasen parallel stattfinden.

    Übersicht über die anaerobe Verwertung von polymeren Substraten und Lipiden

    1. Phase: Hydrolyse

    Mikroorganismen können die polymeren Makromoleküle der Kohlenhydrate und Proteine nicht direkt verarbeiten. Als Hilfsstoffe dienen ihnen darum verschiedene Arten von Exoenzymen, wie Amylasen, Proteasen und Lipasen, welche die Makromoleküle zu löslichen Oligomeren und Monomeren hydrolysieren. Kohlenhydrate wie Stärke und Hemicellulose werden in Oligo- und Monosaccharide (Mehrfach- und Einfachzucker) zerlegt. Proteine werden zu Peptiden oder Aminosäuren abgebaut. Fette können in ihre Bestandteile Fettsäuren und Glycerin, hydrolysiert werden.

    2. Phase: Acidogenese oder Versäuerungsphase

    Die Produkte der Hydrolyse werden durch säurebildende Mikroorganismen im Verlauf der Acidogenese zu niederen Fett- und anderen Carbonsäuren, wie Valerian-, Butter- sowie Propionsäure, und Alkoholen wie Ethanol verstoffwechselt. Abbauprodukte der Proteine sind Schwefelwasserstoff (H2S) und Ammoniak (NH3).

    3. Phase: Acetogenese oder essigbildende Phase

    Während der Acetogenese werden die niederen Fett- und Carbonsäuren sowie die niederen Alkohole durch acetogene Mikroorganismen zu Essigsäure (Acetat), Wasserstoff und Kohlendioxid umgesetzt.

    4. Phase: Methanogenese oder methanbildende Phase

    In der letzten, ausschließlich anaerob ablaufenden Phase – der Methanogenese – wird die Essigsäure durch entsprechend acetoklastische Methanbildner nach Gleichung 1 in Methan umgewandelt. Etwa 30 % des Methans entstehen nach Gleichung 2 aus Wasserstoff und CO2, den Zwischenprodukten aus der Acetogenese.

    In landwirtschaftlichen Biogasanlagen verläuft die Methanbildung entgegen der bisherigen Lehrbuchmeinung bei geringerer Verweilzeit und höherer Temperatur vorwiegend über den hydrogenotrophen (Wasserstoff verwertenden) Reaktionsweg. Acetat wird nicht unbedingt direkt in Kohlendioxid und Methan gespalten (acetoklastischer, Essigsäure spaltender Weg), sondern zunächst zu Wasserstoff und Kohlendioxid umgesetzt (syntrophe Acetat-Oxidation in Abb. 3, Schnürer et al. 1999), die dann über die hydrogenotrophe Methanogenese in Biogas umgesetzt werden. Die Methanbildung über die Essigsäurespaltung findet in nennenswertem Maß nur bei vergleichsweise geringer Raumbelastung bzw. längerer Verweilzeit und niedrigen Essigsäure-Gehalten statt (Lebuhn et al., 2008a, 2009; Bauer et al., 2008, 2009).
    Die Methanogenese ermöglicht als energieliefernder (exothermer) Prozess (–ΔH°´: frei werdende Reaktionsenergie) die energiezehrenden Reaktionen der Acetogenese und der syntrophen Acetat-Oxidation(+ΔH°´: energiezehrende Reaktion).

    Essigsäure spaltend (acetoklastisch):
    (1) CH3COO- + H+ → CH4 + CO2 (ΔH°´ = −35,9 kJ/mol)

    Wasserstoff verwertend (hydrogenotroph):
    (2) CO2 + 4 H2 → CH4 + 2 H2O (ΔH°´ = −131,0 kJ/mol)

    Die vier Phasen lassen sich nicht strikt trennen, da etwa auch schon in der Acidogenese Essigsäure, Wasserstoff und Methan entstehen. Die Methanogenese hingegen erfordert die speziellen Stoffwechselfähigkeiten der methanogenen Mikroorganismen. Diese gehören zur Gruppe der Archaeen (der Klasse Methanobacteria, Methanococci und Methanomicrobia [10]) und sind nur entfernt mit den Bakterien verwandt, welche die anderen Schritte des Abbaus durchführen.

    Anlagenbetrieb

    Vergleichstabelle gängiger Anlagenkonzepte. Flüssig-, Pfropfenstrom- und Trockenfermenter in der Übersicht.

    Über das genaue Zusammenspiel der Mikroorganismen ist nur wenig bekannt. Daher kann die optimale Einstellung der verschiedenen Parameter (Substratart, Substratmenge, Temperatur, Rührwerkseinstellungen etc.) oft nur experimentell gefunden werden. In Forschungsprojekten werden Charakterisierungen der mikrobiologischen Populationen beziehungsweise Gemeinschaften vorgenommen, um die Zusammenhänge besser zu verstehen.

    Bei niedrigen Substratkonzentrationen wird ein nicht unerheblicher Teil der Abwärme aus der Biogasverstromung zur Aufrechterhaltung der Fermentertemperatur der Nassvergärung im mesophilen Zielbereich von 30 bis etwa 35 Grad Celsius benötigt.[3] Anlagen mit Trockenfermentation benötigen einen deutlich geringeren Anteil der produzierten Wärme. Für den Gesamtwirkungsgrad und die Wirtschaftlichkeit einer Biogasanlage kann die Nutzung der Abwärme etwa zur Gebäudeheizung oder zur Holz- und Getreidetrocknung einen wichtigen Faktor darstellen.

    Ein Mix-Propeller einer Biogasanlage

    Verschiedene z. T. recht unterschiedliche Anlagenkonzepte werden in der Praxis angewendet, die sich in erster Linie an der Zusammensetzung des Substrats orientieren. Aber auch die Rahmenbedingungen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes zur Vergütung des eingespeisten Stroms spielen eine Rolle. Auch Vorschriften zur Hygiene und Vermeidung von Emissionen müssen bei der Planung der Biogasanlage berücksichtigt werden.

    Nass- und Trockenfermentation

    Das Gärsubstrat der Nassfermentation hat einen hohen Wasseranteil. Es ist dadurch rühr- und fließfähig und wird während der Fermentation laufend durchmischt. Die Trockenfermentation oder auch Feststoffvergärung erfolgt mit stapelbarer organischer Biomasse, die weder verflüssigt noch während der Vergärung ständig durchmischt wird. Die Verfahrenswahl hängt im Wesentlichen von den Substraten ab.

    Zur Nutzung von Gülle kommt nur die Nassvergärung in Frage, während strukturreiche Biomasse die für die Nassvergärung nötigen Rührwerke blockieren kann. Zur Nassvergärung wird die feste Biomasse gut zerkleinert und durch Zugabe von Wasser pumpbar gemacht. In Deutschland ist die Nassvergärung vorherrschend, weil die meisten Anlagen von Landwirten mit Viehzucht errichtet wurden, die häufig sowohl Energiepflanzen als auch Gülle einsetzen.

    Visualisierung einer Biogasanlage zur Feststoffvergärung stapelbarer Biomasse wie Bioabfall, Grünschnitt und Festmist

    Domäne der Trockenfermentation ist die Vergärung von stapelbarer Biomasse, wie sie im Garten- und Landschaftsbau anfällt, sowie von Wiesen- oder Ackergras. Trockenfermentation wird auch als Ergänzung oder Ersatz zur Kompostierung eingesetzt. Auch bei der „Trockenvergärung“ benötigen die zur Vergärung notwendigen Mikroorganismen ausreichend Feuchtigkeit.

    Ab 2004 wurde im Rahmen des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) ein Technologiebonus von 2 Cent/kWh für den durch Trockenfermentation erzeugten Strom bezahlt. In den folgenden Jahren nahm dadurch die Bedeutung der Trockenfermentation auch in der Landwirtschaft stark zu. Für neu errichtete Anlagen ab 2009 entfällt der Technologiebonus, da das Verfahren inzwischen als etablierte Technik gilt.

    Batch- und kontinuierliche Vergärung

    Die meisten Anlagen werden mit kontinuierlicher Vergärung betrieben, bei der dem Prozess meist mehrmals täglich Substrat zugeführt wird und Biogas sowie Gärrest entnommen werden. Vorteilhaft sind die Automatisierbarkeit und die relativ gleichmäßige Gasproduktion, so dass nachfolgende Komponenten wie Gasreinigung, und Gasaufbereitung und Verbrennung im Blockheizkraftwerk (BHKW) ebenfalls kontinuierlich stattfinden. Neben der Nassvergärung kann auch die Trockenvergärung einen kontinuierlichen Anlagenbetrieb erlauben.

    Wenn der Gehalt an Trockenmasse hoch oder das Substrat sehr faserig oder kompakt ist, beispielsweise bei Biomüll, Hausmüll und Grünschnitt, wird dagegen oft die Batch-Vergärung angewandt. Hierbei wird für jede Substratcharge die Biogaserzeugung abgeschlossen und der Fermenter entleert, bevor die nächste Charge eingebracht wird. Die Staffelung mehrerer Fermenter ermöglicht auch hier eine quasi-kontinuierliche Gasproduktion.

    Ein- und mehrstufige Anlagen

    Die einzelnen Schritte des mikrobiellen Abbaus haben bestimmte Optima. So läuft die Hydrolyse optimal bei einem niedrigen, leicht sauren pH-Wert, weshalb bei vielen Anlagen eine Hydrolysestufe mit nachgeschalteter Methanstufe vorhanden ist. Die Methanogenese läuft hingegen bevorzugt in leicht alkalischem Milieu ab. Häufig findet sich aber auch nur ein oder mehrere parallel geschaltete Fermenter ohne Trennung der Abbaustufen. In der Regel ist noch ein Lagerbehälter nachgeschaltet, der luftdicht abgeschlossen ist und als Nachgärer fungiert.

    Verwendung der Produkte

    Biogas

    Container-BHKW einer Biogasanlage. Über Notkühler (Wärmetauscher mit Gebläse) auf dem Dach wird ungenutzte Wärme an die Umgebung abgegeben.
    → Hauptartikel: Biogas

    Derzeit wird in Deutschland Biogas hauptsächlich direkt an der Biogasanlage zur dezentralen gekoppelten Strom- und Wärmeerzeugung (Kraft-Wärme-Kopplung) in Blockheizkraftwerken (BHKWs) genutzt; seltener wird das Biogas zu Biomethan aufbereitet. Bei der direkten Nutzung wird das Gasgemisch getrocknet, entschwefelt und dann einem Biogasmotor zugeführt, der einen Generator antreibt. Der produzierte Strom wird in das Netz eingespeist. Die in Abgas und Motorkühlwasser enthaltene Wärme wird in einem Wärmeaustauscher zurückgewonnen. Ein Teil der Wärme wird benötigt, um die Fermenter zu beheizen, da die Mikroorganismen, welche die Biomasse abbauen, am besten bei Temperaturen von 30–37 Ã‚°C (mesophil) bzw. 50–60 Ã‚°C (thermophil) wachsen. Überschüssige Wärme des Motors kann etwa zur Beheizung von Gebäuden, zum Trocknen der Getreide-Ernte, Hackschnitzeltrocknung oder den Betrieb von Aquakulturanlagen verwendet werden. Besonders wirtschaftlich und energieeffizient arbeiten Anlagen, deren überschüssige Wärme ganzjährig genutzt werden kann.

    Biomethan

    → Hauptartikel: Biomethan

    In mehreren neueren Projekten wird das Biogas in Aufbereitungsanlagen auf Erdgasqualität gereinigt und als Biomethan (Bioerdgas) in das Erdgasnetz eingespeist. Dies erhöht die Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen an Standorten ohne Wärmeabnehmer. Das Bioerdgas kann beispielsweise zu BHKWs weitergeleitet werden, die in unmittelbarer Nachbarschaft von kontinuierlichen Wärmeabnehmern, wie z. B. Schwimmhallen, errichtet werden. Dadurch ist die Abwärme fast vollständig nutzbar. Aufbereitetes Biogas kann ebenso als Treibstoff für erdgasbetriebene Fahrzeuge eingesetzt werden. Die Anlagentechnik zur Aufbereitung von Biogas zu Biomethan und Einspeisung in das Erdgasnetz ist derzeit allerdings noch recht kostenintensiv und nur für „große Anlagen“ (ab 1,5 MWel) wirtschaftlich rentabel.

    Gärrest

    → Hauptartikel: Gärrest

    Die Gärrückstände aus Biogasanlagen werden als landwirtschaftliche Düngemittel verwendet. Sie sind verträglicher für die Pflanzen als Rohgülle, die Stickstoffverfügbarkeit ist höher und der Geruch weniger intensiv. Der Gärrest der Nassfermentation („Biogasgülle“) ist eine gülleähnliche Substanz. Bei der Trockenfermentation entsteht stapelbarer Gärrest, der ebenfalls als Dünger eingesetzt werden kann und ungefähr die Hälfte der Ausgangsmenge ausmacht. Die Menge des Gärrests lässt sich durch eine aerobe Nachbehandlung noch weiter verringern, wodurch sich auch die Belastung mit Krankheitskeime (Entseuchung) und Schwefelwasserstoffverbindungen verringert. Zusätzlich ist die Verbrennung zur weiteren Mengenreduzierung und Energiegewinnung möglich.

    Entwicklung der Biogasanlagen

    Allgemeine technische und marktbezogene Entwicklung

    Der italienische Physiker Alessandro Volta untersuchte bereits 1789 ein brennbares Gas, das im Sediment des Lago di Como entstand. Wissenschaftler wie Faraday (der das Gas als Kohlenwasserstoff identifizierte), Davy und Dalton haben die Experimente von Volta nachvollzogen. Avogadro entdeckte die chemische Formel für Methan (CH4). Dieses leicht zu erzeugende Gas war im 19. Jahrhundert bei physikalischen und chemischen Experimentalvorlesungen sehr beliebt.

    Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte man, dass Abwasser durch anaerobe Vergärung geklärt werden kann. Ab 1906 entstanden im Ruhrgebiet Abwasserreinigungsanlagen mit beheizten Fermentern. Vorrangiges Ziel war damals nicht die Biogasgewinnung, sondern die Abfallverringerung. Erst ab etwa 1922 wurde Biogas aufgefangen und in das städtische Gasnetz eingespeist. Einige Klärwerke konnten damit ihre Betriebskosten decken. Bis 1937 hatten einige deutsche Städte ihren Fuhrpark auf Biogas umgestellt. Die Müllabfuhr der Stadt Zürich fuhr bis 1973 mit Biogas.

    Versuche, Biogas nicht nur aus Abwasser zu gewinnen, wurden in den späten 30er und dann wieder in den 50er Jahren zunächst mit Festmist und später mit Gülle gemacht. Es entstanden etwa 50 Anlagen. Wegen des billig verfügbaren Erdöls wurden diese Versuche wieder eingestellt.

    Durch die Energiekrise von 1973 wurde die Biogastechnik wieder aktuell. Wieder fallende Erdölpreise bremsten die weitere Entwicklung aber erneut.

    Durch die relativ zur als Ackerland nutzbaren Fläche größere Menge landwirtschaftlicher Abfälle oder Gülle haben die Niederlande, die Schweiz (vgl. Kompogas) sowie Schweden bereits früh Erfahrungen mit Biogas gesammelt. In diesen Ländern wird es seltener zur lokalen Stromerzeugung genutzt, sondern häufiger zu Biomethan aufbereitet. In den Niederlanden und in der Schweiz wird es in das Erdgasnetz eingespeist. In Schweden wird es für Kraftfahrzeuge genutzt.

    Entscheidenden Einfluss auf die Verbreitung der Biogasnutzung hatten die Erdölschwemme von 1955 bis 1972 und die folgende Ölkrise von 1972 bis 1973 sowie die nationalen rechtlichen Rahmenbedingungen wie das Erneuerbare-Energien-Gesetz in Deutschland.

    In Indien wurde bereits Ende des 19. Jahrhunderts Biogas zur Energieversorgung eingesetzt. Viele kleine Biogasanlagen bestehen in Ländern wie Indien, Südkorea, Taiwan, Malaysia sowie auch in Botswana zur privaten Energieversorgung. Über 40 Millionen Haushaltsanlagen befinden sich in China.
    Das Biogas wird hier überwiegend aus Mist und Kot gewonnen und vor allem für Koch- und Heizzwecke genutzt, wodurch sich die lokale Abholzung reduziert und die Lebensqualität der Menschen verbessert.

    Entwicklung in Deutschland

    Entwicklung der Anlagenzahl und der elektrischen Leistung seit 2000 (nach DBFZ)

    Der Anbau nachwachsender Rohstoffe zur Biogasnutzung in Deutschland ist von 400.000 ha im Jahr 2007 auf 530.000 ha im Jahr 2009 gestiegen.[4]

    Auch die Zahl der Anlagen sowie der installierten elektrischen Leistung ist in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Ein vergleichsweise hoher Anstieg lässt sich mit der seit 2004 gültigen ersten Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ausmachen. Betrug die Zahl der Anlagen im Jahr 2004 vor der Novelle noch 2010, so waren es 2005 schon 2690 Anlagen in Deutschland. Im Jahr 2007 ist diese Zahl auf 3711 weiter gestiegen. Diese Entwicklung lässt sich durch die Erhöhung der Vergütung der durch Biogasanlagen erzeugten kWh erklären. Die elektrische Leistung stieg von 247 MW im Jahr 2004 über 665 MW 2005 bis auf 1270 MW 2007. Da die Leistung neu installierter Anlagen zunimmt, steigt die Gesamtleistung schneller als die Anzahl der Anlagen. Weil viele Biogasanlagen einen großen Anteil der Abwärme ungenutzt an die Umwelt abgeben, besteht hier noch weiteres Potential, beispielsweise durch den Aufbau von Nahwärmenetzen oder die Aufbereitung zu Biomethan.[5]

    Im Jahr 2009 waren in Deutschland 4671 Biogasanlagen in Betrieb, die insgesamt rund 11 % des Stroms aus erneuerbaren Energien produzieren.[6] Ende 2011 waren 7.100 Biogasanlagen mit einer installierten Leistung ca. 2.800 MW in Betrieb, entsprechend der Nennleistung zweier großer Kernkraftwerke.[7] Mit dem EEG 2012 und der neuen Vergütungsstruktur war der Zubau an Biogasanlagen 2012 deutlich geringer als im Vorjahr. Der Fachverband Biogas gibt den Anlagenbestand zum 31. Dezember 2012 auf 7.515 mit einer installierten Leistung von 3.352 MW an.[8]

    Mit der von 2009 bis 2011 gültigen 2. Novelle des EEG wurde ein Güllebonus eingeführt, der kleinere Anlagen mit hohem Gülleanteil fördern soll. In Deutschland werden schätzungsweise lediglich 15 % der verfügbaren Gülle aus der Tierhaltung energetisch genutzt. Mit der Nutzung dieses Potentials könnte die Biogastechnologie ihren Beitrag zum Klimaschutz weiter ausbauen.

    Das EEG 2012 sieht keine Boni mehr vor.

    Mit Einführung des EEG 2014 zum 1. August 2014 wird der Fokus auf die Nutzung von landwirtschaftlichen Reststoffen gelegt, der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen bei neu zu errichtenden Anlagen spielt de facto keine Rolle mehr. Der Anlagenneubau bei landwirtschaftlichen Biogasanlagen beschränkt sich überwiegend auf Anlagen im Leistungsbereich bis zu 75kWel, die sogenannten Hofbiogasanlagen. Haupteinsatzstoffe dieser Anlagenklasse sind Gülle und Mist aus der jeweiligen örtlichen Tierproduktion am „Hof“.

    Vergütung in Deutschland

    In Deutschland wird das Einspeisen von regenerativ erzeugtem Strom in das Stromnetz durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) geregelt. Die Betreiber der Übertragungsnetze müssen den erzeugten Strom zu definierten Preisen abnehmen, können diese Kosten aber an den Endkunden weiterreichen. Zwischen den Übertragungsnetzbetreibern findet ein Ausgleich der Mehrkosten für die Pflichtabnahme des Stroms statt, so dass die Mehrbelastung des Endkunden bundesweit gleich ist. Die Vergütungshöhe gemäß EEG-Novelle 2009 ist in der unten stehenden Tabelle vereinfacht aufgeführt.[9] Wenn das Biogas nur thermisch verwertet wird, erhält der Biogasanlagenbetreiber keine EEG-Vergütung. Für Deponie- und Klärgas sind im EEG eigene Mindestvergütungssätze und Boni festgelegt.

    Mindestvergütungssätze und Boni nach EEG, in €-ct/kWhel

    Anlagengröße
    Grundvergütung
    (2009)
    NaWaRo-
    Bonus
    KWK-
    Bonus
    Technologie-
    bonus
    Gülle-
    bonus
    Formaldehyd-
    bonus

    bis 150 kWel
    11,67
    7
    3
    bis 2
    4
    1

    bis 500 kWel
    9,18
    7
    3
    bis 2
    1
    1

    bis 5 MWel
    8,25
    4
    3
    bis 2
    0
    0

    bis 20 MWel
    7,79
    0
    3
    0
    0
    0

    Die Vergütungshöhe ist, ab dem Jahr der Inbetriebnahme, für 20 Jahre garantiert. Ein Inflationsausgleich findet nicht statt. Für Neuanlagen gilt eine Degression der Vergütung von 1 % pro Jahr. Für eine Anlage, die 2009 in Betrieb genommen wurde, gelten also für 20 Jahre die Vergütungssätze nach EEG 2009. Eine Anlage, die 2010 in Betrieb genommen wird, bekommt für 20 Jahre 99 % dieser Sätze und so weiter.

    Der NaWaRo-Bonus wird gewährt, wenn in der Biogasanlage nur Pflanzen oder pflanzliche Bestandteile verwendet werden, die in der Landwirtschaft, Forstwirtschaft, im Gartenbau oder in der Landschaftspflege anfallen und keinen anderen Zweck als die Verwertung in der Biogasanlage haben. Darüber hinaus darf auch Gülle in einer NaWaRo-Anlage verwendet werden. Bei mindestens 30 % Gülleanteil am Substrat (jederzeit) wird zudem ein Gülle-Bonus gewährt, der bei Anlagen bis 150 kWel 4 Cent, bei Anlagen bis 500 kWel 1 Cent/ kWhel beträgt.

    Die Höhe des KWK-Bonus ist, je nach Anlagenkonzept, variabel. Er hängt zum einen von der Stromkennzahl (SKZ) ab, die sich durch Division des elektrischen durch den thermischen Wirkungsgrad des Blockheizkraftwerkes berechnet. Durch Multiplikation von SKZ und der Menge (kWhth) der tatsächlich und sinnvoll genutzten BHKW-Abwärme ergibt sich die Strommenge (kWhel), für die der Bonus tatsächlich gewährt wird. Ein hoher elektrischer Wirkungsgrad und eine große Menge tatsächlich genutzter Wärme sorgen also für einen hohen Bonus. Förderwürdige Wärmenutzungskonzepte sind durch das EEG 2009 definiert.

    Der Technologiebonus wird bei Verwendung von neuartigen Technologien in der Biogasanlage gewährt, sofern eine Wärmenutzung stattfindet oder bestimmte elektrische Wirkungsgrade erreicht werden. Diese können z. B. die Verwendung eines Stirlingmotors, einer ORC-Turbine, eines Kalina-Prozesses, einer Brennstoffzelle oder einer Gasturbine sein. Zudem gilt der Bonus bei Aufbereitung des Biogases auf Erdgasqualität zur Einspeisung in das Gasnetz sowie bei bestimmten Verfahren zur Vergärung von Bioabfällen.

    Bei Anlagen bis 500 kWel wird ein Emissionsminderungs-Bonus (Erhöhung der Grundvergütung um 1,0 c/kWh für Anlagen nach BImSchG bei Einhaltung der entsprechenden Formaldehydgrenzwerte nach Emissionsminimierungsgebot der TA Luft) von 1 Cent/kWh gewährt, wenn bestimmte Grenzwerte eingehalten werden.

    Wesentliche Neuerungen gegenüber dem EEG 2004 sind die Abschaffung des Technologiebonus für Trockenfermentation, die Erhöhung der Grundvergütung von Kleinanlagen und des Nawaro-Bonus, die Einführung eines Gülle-, Landschaftspflegematerial- und Emissionsminderungs-Bonus und die strukturierte Förderung der Gaseinspeisung unterschiedlicher Kapazitäten sowie zahlreiche Detailregelungen.

    Seit der Einführung des EEG 2012 ist die Vergütungsstruktur neu geregelt worden. Es gibt keine Boni mehr, nur noch eine Grundvergütung sowie Vergütungen für Einsatzklassen. Ferner gibt es im Rahmen der Direktvermarktung eine Marktprämie sowie eine Flexprämie.

    Steuerliche Behandlung in Deutschland

    Zur steuerlichen Behandlung von Biogasanlagen siehe BMF-Schreiben vom 6. März 2006, IV C 2 – S 2236 – 10/05/IV B 7 – S 2734 – 4/05.

    Entwicklung in der Schweiz

    Seit dem 1. Januar 2009 gilt in der Schweiz die kostendeckende Einspeisevergütung (KEV); damit verbunden ist ein erhöhter Einspeisetarif (Einspeisevergütung für aus Biogas erzeugten Strom) für erneuerbare Energien, welcher auch Biogas einschließt. Die Vergütung besteht aus einem festen Abnahmepreis und einem zusätzlichen sogenannten Landwirtschaftsbonus, der gewährt wird, wenn mindestens 80 % der Substrate aus Hofdünger bestehen. Das schweizerische Fördermodell soll so die nachhaltige Entwicklung im Energiesektor forcieren, da es insbesondere die güllebasierten und damit nachhaltigsten Biogasanlagen fördert.

    Das schweizerische Förderinstrument für erneuerbare Energien (KEV) trägt bei der Biomasseverwertung dem Umstand Rechnung, dass keine Flächen für den Anbau von nachwachsenden Rohstoffen vorhanden sind. Das Gesetz hat bisher im Bereich der Nutzung von Gülle keinen Zuwachs an landwirtschaftlichen Biogasanlagen bewirkt. Die geringe Attraktivität von Grüngut als Co-Substrat für landwirtschaftliche Anlagen und das somit energetisch ungenutzte Potenzial hat Biogasfirmen dazu bewogen, neue Anlagenmodelle zu entwerfen.[10] Kombiniert mit Festmist, Speiseresten oder Bioabfällen aus Gemeinden,[11][12] bieten sich neue Möglichkeiten, ohne die Rohstoffe über große Entfernungen zu zentralen Anlagen zu transportieren. Die gleichzeitige Möglichkeit zur Gülleveredelung stellt ein neuartiges Konzept zur Gewinnung erneuerbarer Energie dar. Die grösste Biogasanlage der Schweiz wird von der Recycling Energie AG in Nesselnbach betrieben.[13]

    Sicherheit

    Da in Biogasanlagen große Mengen brennbarer Gase erzeugt und verarbeitet werden, ist die Betriebssicherheit von großer Bedeutung. Bei falscher Bedienung der Biogasanlage, bei Konstruktionsfehlern und Materialschäden besteht die Möglichkeit einer Verpuffung oder Explosion. 2007 kam es etwa zu drei Unfällen in Biogasanlagen (in Riedlingen, Walzbachtal[14] und Deiderode).[15][16] Durch den Eintrag von Gärsubstraten oder Gärreste in Gewässer kam es im Verlauf eines Unfalls in Barßel zum Fischsterben.[17] In Einzelfällen können Schadgase in erheblichem Umfang emittiert werden, z. B. Schwefelwasserstoff bei einem Unfall bei Zeven im Jahr 2005, bei dem vier Menschen starben.[18]

    Bewertungen

    Biogasanlagen sind neben Wasserkraftwerken, Solaranlagen, Biomasseheiz(-kraft-)werken und Windkraftanlagen wichtige Erzeuger von Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien. Vor- und Nachteile variieren auch mit Substrattyp und Anlagenbauweise:

    Vorteile

    Regenerative Energiequelle mit örtlich verfügbaren, nachwachsenden Rohstoffen; dadurch Einsparung fossiler Energieträger
    Verwendung anderweitig nicht nutzbarer Pflanzen und Pflanzenteile wie Bioabfälle, Zwischenfrüchte, Erntereste und sonstiger Nebenprodukte
    Höhere Energieausbeute pro Anbaufläche im Vergleich zu anderen Bioenergien wie Biodiesel und BtL-Kraftstoff
    Die dezentrale Stromerzeugung verringert den Aufwand der Energieverteilung zum Endverbraucher.
    Grundlastfähigkeit sowie Möglichkeit zur bedarfsgerechten Erzeugung, auch durch die Speicherung von Biogas; damit gute Ergänzung zur Stromgewinnung aus Windkraft- und Solaranlagen
    Aufbereitetes Biogas kann als Biomethan in das Erdgasnetz eingespeist werden und Erdgas im Strom-, Wärme und Verkehrssektor ersetzen.
    Verbesserte Düngerqualität des Gärrests im Vergleich zu Rohgülle:
    verringerter Geruch und geringere Ätzwirkung bei der Ausbringung
    bessere Pflanzenverfügbarkeit der Nährstoffe
    Die Vergärung von Gülle reduziert die Methan- und Geruchsemissionen (Minimierung THG-Emissionen).
    Wertschöpfungserhöhung und Einkommensalternative für den landwirtschaftlichen Raum
    Einsparung von Kunstdünger durch ackerbauliche Gärrestnutzung

    Nachteile

    Biogasanlage mit 240 Kilowatt Leistung auf einem Bauernhof in Niederbrechen, Hessen, Baujahr 2004
    Negative Umwelteinflüsse durch Intensivierung der Landwirtschaft (z. B. Artenrückgang).[19]
    Regionale Flächenkonkurrenzen zwischen den Anbauflächen zur Nahrungsmittel-, Futtermittel- und Energiepflanzenerzeugung.[19] Besonders in Entwicklungsländern droht die Verknappung von Anbauflächen[20] zur Nahrungsmittelversorgung.
    Der Anstieg der Pachtpreise für landwirtschaftliche Flächen und hohe Investitionen durch die Landwirte führen mittelbar zum Anstieg der Lebensmittelpreise.[19]
    In der Biogasanlage entstehende Gase können zur Explosion, Erstickung oder Vergiftung führen. Proteinreiche Substrate erhöhen den Anteil des hochgiftigen Schwefelwasserstoffs im Biogas.
    Unplanmäßig entweichendes Methan hat einen 25-fach höheren Treibhauseffekt als Kohlendioxid.[21]
    Es muss verhindert werden, dass Gülle von Tieren, die mit Antibiotika behandelt worden sind, in zu hoher Konzentration in den Faulbehälter gelangt.

    Siehe auch

    Bioenergie
    Nachwachsender Rohstoff
    Kläranlage

    Literatur

    Leitfaden Biogas – Von der Gewinnung zur Nutzung. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR). 5. Aufl. 2010. ISBN 3-00-014333-5
    Umfassendes, aktuelles 272-Seiten Literaturwerk zum Thema Biogas und (landwirtschaftliche) Biogasanlagen. Die Handreichung kann kostenlos von der FNR bezogen werden.
    Biogas-Messprogramm II – 61 Biogasanlagen im Vergleich. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR). 1. Aufl. 2010, ISBN 978-3-9803927-8-5, (online), Umfassendes, aktuelles 168-Seiten Literaturwerk zum Vergleich von 61 Biomasse-Biogasanlagen, die ausschließlich Energiepflanzen und Wirtschaftsdünger einsetzen.
    B. Eder, H. Schulz: Biogas Praxis. Grundlagen, Planung, Anlagebau, Beispiele und Wirtschaftlichkeit von Biogasanlagen. ökobuch Verlag Staufen 2006, 3. Auflage, ISBN 978-3-936896-13-8
    M. Madigan, J. Martinko, J. Parker: Brock – Mikrobiologie. Spektrum Akademischer Verlag Heidelberg, deutsche Übersetzung, Berlin 2001, ISBN 978-3-8274-0566-1
    Sicherheitsregeln für Biogasanlagen. Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (Hrsg.) (PDF)
    Broschüre Biogasanlagen in der Landwirtschaft. aid-Infodienst. 5. Aufl. 2009, ISBN 978-3-8308-0856-5
    Faustzahlen Biogas. Kuratorium für Technik und Bauwesen in der Landwirtschaft e. V. (KTBL). 2. Aufl. 2009, ISBN 978-3-941583-28-3

    Einzelnachweise

    ↑ Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR): Biogas Basisdaten Deutschland. (PDF; Stand: Oktober 2008). Quelle für alle Angaben außer für Pressschnitzel.

    ↑ Biogasausbeuten verschiedener Substrate, Sparte Kartoffeln/Rüben lfl.bayern.de, siehe Pressschnitzel siliert.

    ↑ Grundlagen Biogas@1@2Vorlage:Toter Link/www.mr-wetterau.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.

    ↑ Deutschland setzt weiter auf nachwachsende Rohstoffe.@1@2Vorlage:Toter Link/www.nachwachsenderohstoffe.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)  Info: Der Link wurde automatisch als defekt markiert. Bitte prüfe den Link gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V.

    ↑ Monitoring zur Wirkung des EEG auf die Entwicklung der Stromerzeugung aus Biomasse (BMU, 2007). Fachverband Biogas (2007)

    ↑ Bestandsentwicklung der Biogasanlagen in Deutschland (Memento vom 2. September 2010 im Internet Archive)

    ↑ Biogasanlagen ersetzen zwei Atomkraftwerke. (Memento vom 27. Mai 2012 im Internet Archive) In: agrarheute.com, 25. Mai 2012. Abgerufen am 25. Mai 2012.

    ↑ Fachverband Biogas e. V. Branchenzahlen (Memento vom 20. Dezember 2013 im Internet Archive) (PDF)

    ↑ Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG 2009)

    ↑ Thurgauer Zeitung – Neuer Schub für die Biogasbranche (PDF; 263 kB).

    ↑ Biogas Journal – Bioabfälle bieten noch Potential für Biogas (PDF; 1,6 MB).

    ↑ Biogas Journal – Energieresource kommunale Bioabfälle (PDF; 989 kB).

    ↑ Yves Demuth: Ist die Plastikhülle bei Gurken wirklich nötig? In: beobachter.ch. 25. April 2019, abgerufen am 11. Mai 2019. 

    ↑ Verpuffung an Biogasanlage. In: ka-news.de, 15. Juni 2007.

    ↑ Biogasanlage explodiert. In: Spiegel online, 16. Dezember 2007

    ↑ Havarie in der Biogasanlage: Gutachten macht Betreibern Hoffnung. (Memento vom 17. September 2008 im Internet Archive) In: Schwäbische Zeitung, 26. August 2008.

    ↑ Schweißfunken entfachen Feuer. In: NWZ online, 24. September 2008, abgerufen am 20. Januar 2019.

    ↑ Biogas erhitzt die Gemüter. In: NWZ online, 24. September 2008.@1@2Vorlage:Toter Link/www.nwzonline.de (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)

    ↑ a b c Bundesländer kritisieren teuren Biogasboom. In: Spiegel online, 11. Dezember 2010

    ↑ Ernährung weltweit: verantwortlich – nachhaltig – sicher! (Memento vom 15. September 2014 im Internet Archive), Eine Zusammenfassung von Uwe Möller, Club of Rome, PDF, 7 Seiten

    ↑ Johannes Bachmaier, Andreas Gronauer: Klimabilanz von Biogasstrom: Klimabilanz der energetischen Nutzung von Biogas aus Wirtschaftsdüngern und nachwachsenden Rohstoffen. Bayerische Landesanstalt für Landwirtschaft, 2007, OCLC 214385061. 

    Weblinks

    Commons: Biogasanlagen Ã¢Â€Â“ Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
    Wiktionary: Biogasanlage Ã¢Â€Â“ Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
    Video: Prozessabläufe bei einer Feststoffanlage (Trockenfermentation)
    Schaubild einer Biogasanlage (PDF)
    Biogasrechner
    Normdaten (Sachbegriff): GND: 4006798-1 (OGND, AKS)

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      Camper Van Beethoven, eine amerikanische Band
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      Camper (Schuhhersteller), ein spanischer Schuhherstellers
      engl. für Wohnkabine, der Begriff wird auch für ein eher kleines Wohnmobil (Van) gebraucht

      Camper ist der Familienname folgender Personen:

      Loes Camper (* 1958), niederländische Fußballspielerin
      Peter Camper (1722–1789), niederländischer Mediziner, Botaniker, Anatom und Anthropologe
      Adriaan Gilles Camper (1759–1820), niederländischer Politiker und Naturforscher

      Siehe auch:

      Wiktionary: Camper Ã¢Â€Â“ Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
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      Kemper

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        Disko ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zur Insel siehe Diskoinsel, zum Fahrgeschäftsmodell Disk’O.

        Eine Diskothek (auch Discothek, kurz Disko oder Disco, umgangssprachlich in Deutschland auch Disse genannt) ist ein Gastronomiebetrieb, in dem regelmäßig, vor allem an den Wochenenden, Tanzveranstaltungen stattfinden. Die Tanzmusik wird in der Regel nicht von Bands aufgeführt, sondern durch DJs (Discjockeys) von Tonträgern eingespielt. Veraltete Bezeichnungen sind Tanzlokal, Tanzbar oder Dancing. Heute bezeichnen sich viele Diskotheken nach englischsprachigem Vorbild als Klub bzw. Club (siehe unten). In Discos treffen sich vor allem junge Leute zum Tanzen, aber auch zur Anbahnung und Pflege sozialer Kontakte sowie zum Konsum legaler und partiell auch illegaler Drogen.[1][2]

        Disko in der damaligen DDR (1977)

        Inhaltsverzeichnis

        1 Bezeichnung
        2 Geschichte

        2.1 Vorläufer
        2.2 Erste Discos in Frankreich
        2.3 Die Idee internationalisiert sich
        2.4 Die Disco erreicht nach 1959 die Bundesrepublik Deutschland
        2.5 Der DJ wird mehr als der Plattenansager
        2.6 Disco wird zum Musikstil
        2.7 Alternative Diskotheken
        2.8 Raves, Techno und Clubkultur

        3 Geschehen und Programm

        3.1 DJ und Musik
        3.2 Tanzen
        3.3 Drogen
        3.4 Soziale Konflikte und Gewalt

        4 Räumlichkeiten

        4.1 Diskotheken und Clubs
        4.2 Fester Veranstaltungsort
        4.3 Wechselnder Veranstaltungsort
        4.4 Technik

        4.4.1 Akustik
        4.4.2 Visuelle Wahrnehmung

        5 Umgebung

        5.1 An- und Abfahrt
        5.2 Einlass und Eintritt
        5.3 Getränke/Speisen
        5.4 Sonderveranstaltungen
        5.5 Werbung für Diskotheken

        6 Literatur
        7 Weblinks
        8 Einzelnachweise

        Bezeichnung

        Der Ausdruck „Diskothek“ (von griech. Diskos „Scheibe“ und „Theke“ „Behältnis, Kasten, Kiste“, franz. discothèque Analogbildung zu Bibliothek) bezeichnete ursprünglich eine Sammlung von Tonträgern wie Schallplatten, Tonbänder, Kassetten, CDs. In der Hörfunk-Studiotechnik wurde der Begriff auch auf Studiopulte mit Plattenspielern übertragen, an denen der Moderator während der Sendung die Schallplatten selbst auflegen konnte.

        Heute bezeichnet der Begriff Diskothek in der Regel eine feste gastronomische Einrichtung, in deren Mittelpunkt zwei Elemente stehen: das Spielen von Musik von der Platte oder anderen Tonträgern und das Tanzen. Die Musik wird üblicherweise von einem DJ aufgelegt oder gemischt. Darüber hinaus besteht meist ein Barbetrieb.

        Neben festen Disco-Lokalen wird auch eine einzelne, von Privatpersonen oder Vereinen organisierte Tanzveranstaltung, etwa in einem Mehrzweckraum oder Festzelt, gelegentlich als „Disco“ bezeichnet („Zeltdisco“, „Feuerwehrdisco“). Solche Veranstaltungen werden üblicherweise nur an einem Wochenende, einem Abend oder doch zumindest in großen zeitlichen Abständen durchgeführt.

        Die Bezeichnung „Disco“ bezieht sich auch auf Räume, die für eine regelmäßige oder auch nur gelegentliche Durchführung von Tanzpartys hergerichtet worden sind, aber auch für andere Zwecke verwendet werden können. Solche Discoräume findet man beispielsweise in Jugendzentren, Jugendherbergen oder in kirchlichen Gemeinderäumen.

        In den meisten Sprachen trägt die Diskothek einen ähnlichen Namen wie im Deutschen, im Französischen heißt sie discothèque, im Japanischen ディスコ, disuko (das u ist fast stumm). Im Englischen spricht man jedoch vom Club oder Nightclub; dieser Begriff umfasst sowohl Diskotheken im deutschen Sinn, also Einrichtungen, in denen DJs Platten auflegen, als auch Orte mit Live-Auftritten von Bands und Sängern. Das Wort „disco“ bezeichnet im Englischen vor allem den Musikstil Disco.

        Der Fachverband Dehoga definiert Discotheken und Tanzlokale wie folgt: „Lokale mit Tanzmusik, verbunden mit Verkauf von Getränken, im allgemeinen zum Verzehr an Ort und Stelle, unter Umständen auch mit begleitendem Unterhaltungsprogramm.“[3]

        Geschichte

        Vorläufer

        Vorläufer der Discos entstanden in den 1930ern. Besonders in den USA entstanden Bars, in denen die Jukebox eine wichtige Attraktion war und die Gäste regelmäßig ganze Abende zu der Musik aus dieser durchtanzten.[4] In Marseille entstanden zu jener Zeit Bars, die tatsächlich ähnlich wie Bibliotheken funktionierten. In der Hafenstadt am Mittelmeer ließen Seeleute ihre Lieblingsplatten in Räumlichkeiten ihrer Lieblingsbars zurück; wenn sie Landurlaub hatten, konnten sie so dann in der nämlichen Bar ihre Lieblingsmusik hören.[5] Der erste dokumentierte Auftritt eines DJs soll 1943 in Otley, West Yorkshire, stattgefunden haben und involvierte Jimmy Savile, den späteren Moderator von Top of the Pops.[6]

        Erste Discos in Frankreich

        Eingang einer Diskothek in Calais

        Der erste Club, der sich in Analogie zu einer Bibliothek einfach La Discothèque nannte, entstand als Bar im besetzten Paris des Zweiten Weltkriegs. Da Live-Musik unter den damaligen Umständen kaum möglich war, spielte man Jazz-Platten.[7] Eröffnet wurde die erste Disco durch den ehemaligen Jazz-Pianisten Éduard Ruault, der später als Eddie Barcley erfolgreich eine Band und eine Plattenfirma gründete.[8] La Discothèque inspirierte andere Veranstalter, in Kellern und unterirdischen Bars improvisierte Soundsysteme zusammenzubasteln, über die dann die von den Besatzern ungeliebte Jazz-Musik abgespielt werden konnte.[5]

        Nach dem Krieg eröffneten in Paris weitere Clubs, die sich darauf spezialisierten, Schallplatten aufzulegen, um ihre Kunden zum Tanzen zu bringen.[7] Die erste dieser Art Bar war das 1947 eröffnete Whisky a Go-Go von Paul Pacine. Die weitere Spezialität, damals sehr ungewöhnlich für das Weinland Frankreich, war Whisky – und die Musik, die er abspielte, war ausschließlich Jazz. Danach öffnete das Chez Castel, von außen nur durch ein Miniatur-Türschild zu erkennen; dort wurden ausschließlich geladene Gäste eingelassen. Im Chez Castel begann der Abend meist mit einer Filmvorführung, bevor man sich dann in die discothèque zurückzog und auf dem Kupfer-Stahl-Fußboden zu „Engtanzmusik“ tanzte. Der Club bediente besonders die Pariser Szene, so waren z. B. Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir häufige Gäste.[5] Andere Pariser Discos wie Chez Régine oder New Jimmy setzten Standards, an denen sich andere europäische Metropolen rasch orientierten.[4]

        Die Idee internationalisiert sich

        Nach Paris war London die zweite Stadt, in der sich direkt nach dem Krieg Clubs entwickelten, in denen Menschen zur Musik von Schallplatten tanzten.[4] London hatte nach dem Krieg eine wilde, größtenteils illegale Jazz-Szene, die sich spontan in Kellern, Abbruchgebäuden und ähnlichem traf. Die ersten britischen Allnighter fanden zu dieser Zeit in Jazzclubs statt, die erste britische Drogenrazzia 1950 im Club Eleven. Nach Pariser Vorbild gingen auch diese Clubs dazu über, zumindest an einigen Abenden Musik von Schallplatten zu spielen und entsprechende Musikanlagen zu installieren. Zusätzlicher Input kam aus der Karibik und der dortigen Partykultur. Der erste englische Star-DJ war Count Suckle, ein jamaikanischer Einwanderer.[5] In den USA entstanden in den 1950ern platter parties oder sock hoppers, bei denen DJs in der Öffentlichkeit Musik auflegten. Diese waren allerdings vor allem gedacht zur Promotion für Radiosendungen und orientierten sich daher in Stil und Ablauf sehr an diesen Sendungen.[6]

        Die Disco erreicht nach 1959 die Bundesrepublik Deutschland

        Am 15. Mai 1959 eröffnete eine der ersten Diskotheken Deutschlands unter dem Namen Ocambo Club im niedersächsischen Osnabrück. Dieser Club, in dem die Musik von Plattenspielern gespielt wurde, um die Illusion zu erzeugen, als seien Tanzkapellen live auf der Bühne, war nach Aussagen seines damaligen Betreibers, nach einem Vorbild in Hannover namens Mocambo Club konzipiert.[9] Die Existenz des Clubs ist durch eine Anzeige und einen redaktionellen Beitrag in einem Osnabrücker Veranstaltungskalender vom Mai 1959 belegt.[10][11]

        Eine weitere Diskothek Deutschlands entwickelte sich, direkt an der Grenze zu Belgien und den Niederlanden gelegen, aus dem Aachener Speiselokal „Scotch-Club“. Nachdem dieses nicht mehr richtig „gelaufen“ war, versuchte es der Besitzer 1959 mit einer sogenannten „Jockey-Tanz-Bar“, in der Klaus Quirini („DJ Heinrich“) als nach eigenen Angaben erster deutscher Discjockey Schallplatten nach dem Muster von Sendungen bei Radio Luxemburg lebendig machen sollte.[12] In die USA gelangte die Disco dank einem französischen Einwanderer, der 1960 Le Club in New York City eröffnete.[7] Als in den 1970ern die Discowelle um die Welt ging, gab es in Aachen bereits 42 Diskotheken.[13] Der Begriff Diskothek setzte sich im deutschsprachigen Raum als Bezeichnung für eine Musik- und Tanzeinrichtung mit moderierendem Disc-Jockey nur langsam durch. Mitte der 1960er-Jahre hatte der Duden das Wort „Diskothek“ in sein Vokabular aufgenommen. Deutschlands erste Großraumdiskothek entstand dann 1967 mit dem international bekannten Club Blow Up in München, der erstmals eine aufwändige Lichtshow aufwies mit hunderten Scheinwerfern, die auf den Rhythmus der Musik reagierten.[14]

        Der DJ wird mehr als der Plattenansager

        DJ beim Vorhören über Kopfhörer in einer Diskothek der Metal-Szene (1994)

        Mitte der 1960er begannen die ersten DJs, sich von der Funktion des reinen Plattenauflegers zu emanzipieren. Hatten sie bis dahin ein Stück nach dem anderen aufgelegt und zwischendurch moderiert, war es insbesondere Terry Noel, der 1965 im Arthur in New York City auflegte, der begann das musikalische Repertoire des DJs zu erweitern und selbst neue Musik zu schaffen. Noel begann, persönlich die Kontrolle über die Lichtanlage zu übernehmen, baute ein Soundsystem auf, das ihm erlaubte, einen Sound quer durch den Raum wandern zu lassen und begann sich bis dato unbekannte Freiheiten im Mixen von Stücken zu erlauben. Er legte mehrere Stücke übereinander, um neue Sounds zu kreieren und aus Schallplatten eine Musik zu erzeugen, die so nicht auf einer Schallplatte aufzufinden war. Grundsätzlich aber waren diese frühen amerikanischen Discos wie auch Studio 54 und Xenon vor allem In-Plätze, in denen es weniger um Musik, sondern mehr um die anwesenden Leute ging. Disco als Musikstil und teilweise als Kunstform entwickelte sich in Underground-Clubs. Noel wechselte 1969 ins neueröffnete Salvation (später Sanctuary) an der West 43rd Street in Manhattan. Das Salvation legte mehr Wert auf Musik, war als erste Disco deutlich auf sein schwules Publikum ausgelegt und von diesem geprägt und hatte mit dem in Brooklyn geborenen Italo-Amerikaner Francis Grosso den ersten echten Star-DJ an den Mischpults.[7]

        Disco wird zum Musikstil

        Anfang der 1970er-Jahre entwickelte sich die Disco-Music. Zu Beginn der 1970er dominierten Soul und Funk die Tanzflächen in den US-amerikanischen Städten.[6] Um 1973/1974 gingen die frei improvisierenden Beat-Tänzer in den Discos wieder zur Tanzhaltung über, woraus der Discofox entstand. Um dieselbe Zeit begannen große Plattenfirmen die Szene zu entdecken und „Disco-Musik“ zu pushen, um ihre zurückgehenden Rock-Verkäufe zu kompensieren. Die Disco-Szene erhielt deutlich mehr Geld und verbreitete sich auch in die Provinz. Große Diskotheken wiesen eine immer aufwändigere Technik auf. Licht- und Lasershows wurden in großen Diskotheken zu Standardelementen.[6] Berühmt waren in den 1970er-Jahren Discos wie Studio 54 in New York oder Ende der 1980er-Jahre der Club Fac 51 Haçienda in Manchester. In den 1980er Jahren hatten die deutschen Diskotheken Spitzenwerte von insgesamt 100 Millionen Besuchern jährlich. Derzeit sind es rund 80 bis 90 Millionen.[13]

        Alternative Diskotheken

        Anfang der 1970er-Jahre entstanden in der Bundesrepublik Deutschland Diskotheken zum Teil nach englischem Vorbild, die sich als Alternative zu vorwiegend kommerziellen Diskotheken verstanden. Ihr musikalisches Programm widmete sich vor allem der Blues-, Rock-, Soul- und Progressivrockmusik und manche Diskotheken verwendeten sogenannte psychedelische Lightshows, um eine besondere Stimmung bei ihren Gästen zu erzeugen. Der Eintritt war bewusst niedrig gehalten. Der Konsumzwang war wenig ausgeprägt. Vor allem hatte aber jeder ab dem gesetzlich vorgeschriebenen Mindestalter Zugang. Es gab keine Kleidungs- oder Gesichtskontrolle. 2007 widmete das Schlossmuseum Jever den alternativen Diskotheken und Tanzschuppen aus dem Weser-Ems-Gebiet eine Ausstellung unter dem Titel „Break on through to the other side“.[15]

        Raves, Techno und Clubkultur

        → Hauptartikel: Technokultur

        In den späten 1980ern entwickelten sich in Nordengland Raves, ein- oder mehrtägige Veranstaltungen an speziellen Orten, die dem ekstatischen Tanz zu elektronischer Musik dienten. Ursprünglich als antikommerzielle Gegenbewegung zum Thatcherismus der 1980er in Großbritannien entstanden, entwickelten sich auch in dieser Szene bald kommerzielle und marktförmige Strukturen. Entstanden aus der Acid-House-Szene setzten sich Verhaltensweisen und Gebräuche, die sich auf den Raves entwickelt hatten, auch bald in vielen stationären und dauerhaften Diskos durch. Dazu gehörten die starke und ausschließliche Fokussierung auf elektronische Musik mit keinem oder minimalem Gesang und mehrtägige durchgehende Veranstaltungen. Alkohol wurde im Vergleich zu anderen Nachtclubs wenig konsumiert, Drogen wie Ecstasy lösten die bisherigen Partydrogen wie Gras, Kokain und Heroin teilweise ab.[16]

        Geschehen und Programm

        DJ und Musik

        → Hauptartikel: DJ
        DJ und Tanzende in einem Techno-Club der 2010er Jahre in München

        In den letzten Jahren wurde in vielen Diskotheken die Verantwortung für den Tonträgerbestand auf den oft auf Honorarbasis arbeitenden selbstständigen DJs übertragen. Häufig sind sie die Eigentümer der Tonträger und nehmen sie nach Betriebsschluss mit nach Hause.

        Im Rahmen der Musikrichtungen House / Techno und Hip-Hop hat sich das Setting von Diskotheken bzw. Clubs verändert. Hier legt der DJ nicht mehr nur einfach die Platten auf, sondern mischt sie miteinander, schafft also durch Überlagerung von Stücken und durch Manipulation der Geschwindigkeit (Pitchbending) sowie durch Scratching neue Klang-Collagen. Im Hip-Hop-Bereich wird diese Musik vom Sprechgesang (Rap) der MCs überlagert, im Technobereich mutiert der DJ nicht selten zum Star, der die Stücke so ineinander mischt, dass keine Pause bleibt, sondern die verschiedenen Stücke die ganze Nacht hindurch zu einem Stück verschmelzen. Moderationen zwischendrin sind hierbei tabu.

        In „angesagten“ Diskotheken ist die Erfüllung von Musikwünschen oftmals nicht möglich. Teilweise ist es aber möglich, einen Musikwunsch auf der Website des Clubs im Internet abzugeben. Zumeist ist jedoch die Größe der Disco ausschlaggebend: Besonders in kleinen Discos, in denen der DJ viele Gäste persönlich kennt, lässt er sich dazu hinreißen, einzelne Wünsche zu erfüllen, sofern er den Titel vorrätig hat. In größeren Discos wird oft auch eine bauliche Abtrennung zwischen DJ und Tanzvolk vorgenommen, etwa durch hohe Bühnen.

        Tanzen

        Spiegel- bzw. Disko-Kugeln

        Tanzen ist die wichtigste Form, um Musik in einer Disco zu erfahren und für die meisten Discogänger ihre Hauptbeschäftigung dort.[17] War Tanzen zu Beginn der Diskozeit noch auf den Paartanz beschränkt, entwickelten sich in der Disko schnell Tanzstile, die allein oder in Gruppen getanzt wurden. Erster dieser Tänze war der Twist, dieser und folgende erlaubten den Anwesenden sich aus der Paarbindung zu lösen und werden so auch als emanzipativ für Frauen und später Homosexuelle interpretiert.[6]

        Die heute praktisch immer allein in der Menge tanzenden Discogänger können dabei aus einem breiten Repertoire an Aktionen in und mit dem Raum wählen: Sie können sich zentral und auffallend bewegen oder eher zurückgezogen am Rande der Menge oder im Schatten. Sie können sich expressiv und weiträumig verhalten oder sich sparsam bewegen, so dass das Tanzen zu einem Großteil im Kopf stattfindet, trainierte und geübte Bewegungsabläufe verwenden oder sich der Musik ausliefern und zumindest teilweise die bewusste Kontrolle über den eigenen Körper verlieren. Auch innerhalb der tanzenden Gruppen kann es dabei zu verschiedenen Verhaltensweisen kommen, die Bewegungen zwischen starker gleichartiger Interaktion, gegenseitigem lässigen Ignorieren oder das Gruppieren um einige zentrale Tänzer kommen. Discobetreiber selbst können verschiedene Situationen schaffen, indem sie beispielsweise die Tanzfläche mit spärlicher Beleuchtung und Kunstnebel verhüllen, oder indem sie mittels Podesten die optischen Elemente besonders betonen.[18]

        Drogen

        In der Zeit der Hippie-Bewegung in den späten 1960er Jahren dominierte in deutschen Diskotheken ebenso wie in anderen Lokalen des Nachtlebens zunächst der Konsum von Cannabis, auf welches schnell Drogen wie LSD, Opium und Heroin folgten.[19] Erzählungen und Erfahrungsberichte aus den siebziger Jahren weisen oft auf Kokain als Droge der Wahl in dieser Zeit hin. Mit dem Aufkommen der Rave- und Technoszene nahm gleichzeitig der Konsum illegaler Substanzen zu, die im englischsprachigen Raum auch als „Club Drugs“ oder „Dance Drugs“ bekannt sind. Obwohl keineswegs alle Diskobesucher Drogen konsumieren, haben Auswertungen der britischen Kriminalstatistik gezeigt, dass Jugendliche, die regelmäßig Diskos aufsuchen, mit doppelt so hoher Wahrscheinlichkeit Drogen genommen haben wie ihre diskoabstinenten Altersgenossen. Noch deutlichere Zahlen zeigten sich in Bezug auf Kokain und Ecstasy.[20]

        Unter den Drogen, die sich in den 2000ern als populär erwiesen, gibt es Substanzen, die direkt mit der Clubkultur im Zusammenhang stehen (Ecstasy, Ketamin), welche, die eine Renaissance erlebten (LSD) oder ihre schon vorhandene Popularität auf die Clubkultur ausdehnen konnten (Amphetamin).[20] Während mit dem Aufkommen der Rave- und Technokultur oft nur einzelne Substanzen genommen wurden, zeigt sich in den Jahren seitdem eine zunehmende Vermischung. Oft werden mehrere illegale Drogen kombiniert; auch in vergleichsweise alkoholkritischen Szenen wie der Technokultur wurde Alkohol wieder mehr konsumiert, indem er mit anderen Drogen kombiniert wird. Drogen wie Speed oder Kokain werden dabei oft mit Alkohol kombiniert, um die Wirkung starken Alkoholkonsums zu mindern und fit zu bleiben. Ähnliches erreichen Diskobesucher, wenn auch auf kleinerem Level, wenn sie Alkohol und Energy Drinks konsumieren.[21]

        Soziale Konflikte und Gewalt

        Vor allem im Umfeld von großen Diskotheken kommt es immer wieder zu Konflikten. Der hohe Alkoholisierungsgrad der Gäste führt oft zu Streitigkeiten, die nicht selten mit Gewaltanwendung ausgetragen werden. Konfliktpotential besteht auch zwischen Diskothekenbetreibern und Anwohnern, die sich über nächtliche Ruhestörung und die Folgen des zusätzlichen Verkehrsaufkommens rund um die Diskothek beschweren.

        Räumlichkeiten

        Bei Diskos handelt es sich für gewöhnlich um geschlossene Räume, dabei kann es sich um Keller, Lofts, umgebaute Wohnhäuser, Lager- und Fabrikhallen oder speziell errichtete Zweckbauten handeln.[1] In Deutschland wird oft eine Diskothek als Veranstaltung mit dem jeweils genutzten Raum gleichgesetzt. In der Statistik werden Bars, Diskotheken sowie Tanz- und Vergnügungslokale daher zusammenfassend betrachtet.[22] Ob und wie häufig diese Räume tatsächlich zum Tanzen genutzt werden, geht daraus nicht hervor. Der Fachverband Dehoga schätzte für das Jahr 2016 die Discotheken, Tanz- und Vergnügungslokale auf rund 2000.[23]

        Diskotheken und Clubs

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        Vielfach sprechen Betreiber und Benutzer auch von einem „Club“ statt von einer Disko, um sich bewusst abzugrenzen. Das ist im Bereich der Technoszene der Fall, hier ist von Techno-Clubs die Rede – analog zum Begriff des Jazzclub. Tanzlokale, die aus DDR-Jugendklubs hervorgegangen sind, werden ebenfalls oft als Clubs bezeichnet. Tanzlokale, die sich einer Minderheitenkultur oder einem künstlerischen Anspruch verpflichtet fühlen bzw. beanspruchen, einem nicht-kommerziellen Underground anzugehören, bezeichnen sich ebenfalls oft nicht als Diskothek, sondern als „Club“. In einigen deutschen Großstädten hat sich der Begriff „Club“ gegenüber den Begriff Diskothek durchgesetzt. Damit soll zuweilen auch angedeutet werden, dass es sich nicht um eine „Ballermann-“ oder „Bagger-Disco“ handelt, sondern um eine Einrichtung, der es vorrangig um die Musik geht bzw. darum, eine bestimmte Szenekultur zu pflegen. Auch hinsichtlich des Betriebskonzeptes mit strengen Einlasskontrollen ähneln einige Diskotheken mehr einem Club. Wegen der damit verbundenen Diskriminierung kam es vereinzelt zu juristischen Auseinandersetzungen.[24]

        Fester Veranstaltungsort

        Außenansicht einer Großraumdiskothek in Kandel (Rheinland-Pfalz)

        Großraumdiskotheken entstanden zunächst in Gewerbegebieten an Stadträndern und im ländlichen Raum. Sie bestehen häufig aus mehreren voneinander getrennten einzelnen Tanzebenen (engl. „Floors“), die dem Besucher nach Zahlung des Eintrittsentgeltes offenstehen. Viele Großraumdiskotheken verfügen über separate Ruheräume (engl. chill-out zones) und oft auch über eine eigene Speisegastronomie. Manche verfügen auch über eine Sommerterrasse oder haben andere architektonische Besonderheiten wie beispielsweise ein aufklappbares Dach.

        Viele Großraumdiskotheken folgen mit ihrer Innenausstattung je nach Zielgruppe oft einem bestimmten Stil und verfügen über eine aufwändige Haustechnik für die Beleuchtung und Beschallung. Insbesondere im größten Floor, der zugleich als Tanzfläche vorgesehen ist wird oft mit besonderen Lichteffekten (z. B. Laserlightshow) gearbeitet. Bei manchen Großraumdiskotheken ist auch die Fassade des Gebäudes aufwändig hergerichtet.

        Im Regelfall wird in unterschiedlichen Diskotheken jeweils schwerpunktmäßig eine bestimmte Musikrichtung gespielt, um ein Stammpublikum an das Lokal zu binden. Im Rahmen von zuvor durch Aushang oder Flyer angekündigten Sonderprogrammen wird aber gelegentlich von diesem Prinzip abgewichen und vorübergehend ein anderer musikalischer Schwerpunkt gesetzt („Techno-Nacht“, „Black-Music-Night“).

        Innenansicht einer Großraumdiskothek in Hannover

        Vor allem in größeren Städten konkurrieren oft mehrere Clubs miteinander, die sich in ihren Zielgruppen unterscheiden. Das wird vor allem an Unterschieden in den jeweils vorherrschenden Musikrichtungen sowie der Preispolitik einer Diskothek deutlich. So gibt es Tanzlokale, die durch Musikauswahl und Ausstattung gezielt ein älteres Publikum ansprechen, etwa die Gruppe der Über-Dreißigjährigen. In einigen Ballungszentren hat sich eine Clubszene entwickelt, die eine Vielfalt von musikalischen Geschmacksrichtungen und Szenekulturen anspricht. Hier gibt es neben großen Diskotheken meist eine Fülle kleiner Clubs mit eigenständigem Profil, die in die Kultur einer kleinen Szene integriert sind und für sie nicht selten eine identitätsstiftende Bedeutung haben.

        In Großstädten finden sich darüber hinaus sogenannte „Szene-“ oder „Edeldiskotheken“, die sich durch die strenge Auswahl ihrer Gäste auszeichnen und dafür bekannt sind, regelmäßig auch von Prominenten aufgesucht zu werden. Für diese besonderen Gäste steht üblicherweise eine „VIP-Lounge“ zur Verfügung, zu der nur ein kleiner Kreis von Gästen Zutritt hat.

        In Kleinstädten und im ländlichen Raum gibt es kleinere Tanzlokale, die am Ort vielfach konkurrenzlos sind und zumeist von der lokalen Jugend aufgesucht werden. Diese Diskotheken werden gelegentlich als „Bauerndiscos“ verspottet. Der Übergang zwischen diesen Diskotheken zu den Großraumdiskotheken ist fließend.

        Die Vielfalt der Diskotheken ist schwer zu erfassen. In ländlichen Gebieten dominieren meist einige wenige Großraumdiskos. Die Betreiber versuchen meist, möglichst viele Musikgeschmäcker zu erreichen, zugleich aber in der Bandbreite des massenkompatiblen Mainstream zu bleiben. Auf dem Land sind Diskotheken nicht selten die einzigen Institutionen des Nachtlebens, so dass sie zugleich Orte der Entspannung, der Unterhaltung und der Kontaktaufnahme, insbesondere des Flirtens sind. Auf dem Land sind Großraumdiskos in der Regel nur per Auto zu erreichen, da der öffentliche Nahverkehr (mit Ausnahme der Discobusse in einigen Kommunen) meist lediglich tagsüber im Einsatz ist. Großraumdiskotheken stellen daher in der Regel große Parkplätze zur Verfügung. Liebhaber von selteneren Musikrichtungen (z. B. Gothic oder Psychobilly), finden auf dem Land keine Möglichkeit, ihre Vorlieben zu realisieren und nehmen deshalb oft lange Wege zur nächsten Metropole auf sich.

        In Deutschland sind die meisten Diskotheken rechtlich gesehen Schankwirtschaften, also Gaststätten. Die meisten Diskotheken sind Einzelbetriebe. Wenn mehrere Diskotheken dem gleichen Betreiber gehören, tragen sie meist ähnliche Namen, sind ähnlich gestaltet und offerieren ein ähnliches Musikprogramm. Daneben gibt es auch große Diskothekenketten.

        Neben den Betreibern aus der Gastronomiebranche, die sich vom Betrieb der Diskothek einen finanziellen Gewinn versprechen, gibt es vereinzelt auch gemeinnützige Träger wie Kirchengemeinden oder öffentliche Jugendzentren, die einen Bereich ihrer Räumlichkeiten für die gelegentliche oder regelmäßige Durchführung von Tanzpartys hergerichtet haben und diesen als „Disco“ bezeichnen. Die technische Ausstattung dieser Diskotheken ist meist nicht mit professionell betriebenen Tanzlokalen vergleichbar. Außerdem unterscheiden sie sich oft dadurch, dass kein oder nur ein geringes Eintrittsentgelt erhoben wird, ein striktes Alkohol- und Nikotinverbot herrscht oder die Tanzveranstaltungen unter der Aufsicht von Pädagogen, Sozialarbeitern oder anderen volljährigen Helfern durchgeführt werden und bereits am frühen Abend enden. Da unter diesen Voraussetzungen auch Minderjährige Zutritt haben, wird diese Art von Diskotheken manchmal auch als „Kinderdiscos“ bezeichnet. Von den Kindern und Jugendlichen, die sie regelmäßig besuchen, wird teilweise auch Mitarbeit erwartet, z. B. als Disk-Jockeys, Thekendienst oder beim Aufräumen nach dem Ende einer Veranstaltung.

        Wechselnder Veranstaltungsort

        Eine weitere Kategorie sind Wanderdiskotheken. Sie nutzen, ähnlich wie von Jugendzentren und gemeinnützigen Trägern veranstaltete Diskotheken, angemietete Räumlichkeiten, Festzelte oder Veranstaltungsgelände im Freien und bauen nach jeder Veranstaltung ihre Gerätschaften ab. Im Unterschied zu Ersteren sind sie aber kommerziell orientiert. Wanderdiskotheken sind vor allem in ländlichen Gebieten verbreitet. Aufgrund behördlicher Auflagen müssen solche Diskotheken früher schließen als die in festen Gebäuden.

        Lichtorgel mit Blitzlicht

        Unter einer mobilen Diskothek versteht man einzelne DJs oder Verleihfirmen, die das Licht- und Tonequipment am (variablen) Veranstaltungsort aufbauen und dort für einen begrenzten Zeitraum auflegen.

        Es gibt Mobildiscos, die auf Fahrzeugen montiert sind, andere werden in Veranstaltungsräumen aufgebaut (Hotels, Gaststätten, Privaträume) oder in Zelten. Mobildiskotheken stehen heute aufgrund des umfassenden Musik-Repertoires und der Möglichkeit, die Lautstärke dynamisch anzupassen, in Konkurrenz zur Band, zur Musikgruppe oder zum Alleinunterhalter.

        Technik

        Diskotheken sind in ihrer Innengestaltung meist so ausgelegt, dass sowohl akustische wie visuelle Wahrnehmung sich stark von der Außenwelt unterscheiden. Die visuelle Wahrnehmung wird hierbei stark eingeschränkt, während die akustische Wahrnehmung weit mehr in den Mittelpunkt rückt.[1]

        Akustik

        Die Beschallung in Diskotheken erfolgt in der Regel durch Beschallungsanlagen bestehend aus leistungsstarken Verstärkern und Lautsprechern. Die Anlagen erreichen dabei oft Lautstärken, bei denen sich die akustische Wahrnehmung in eine physische Wahrnehmung, insbesondere der Bässe, auflöst.[1]

        Dabei können sehr hohe Schalldruckpegel von über 100 dB erreicht werden, bei denen eine Schädigung des Gehörs möglich ist. Insbesondere eine regelmäßige Beschallung mit sehr hohen Lautstärken hat eine vom Betroffenen zuerst unbemerkte Schallempfindungs-Schwerhörigkeit zur Folge. Auch bei kurzzeitiger Einwirkung von hohen Schalldruckpegeln kann es zu einem Schalltrauma mit vorübergehender oder bleibender Beeinträchtigung des Hörvermögens kommen. Discobesucher berichten oft von Ohrgeräuschen (Tinnitus) nach einem Discobesuch. Wenn das Ohr Zeit bekommt, sich zu erholen, verschwinden diese manchmal von selbst innerhalb einiger Stunden bis Tage, sie sind jedoch klare Anzeichen eines erlittenen Lärmtraumas, das eine frühzeitige Hörverschlechterung zur Folge hat. Zur Vermeidung dieser Probleme ist die Nutzung eines Gehörschutzes empfehlenswert. Noch besser ist allerdings, wenn der DJ die Lautstärke unter Kontrolle hat und die Anlage nicht übertrieben laut aufdreht. (Siehe auch DJ-Führerschein).

        Visuelle Wahrnehmung

        Lasershow

        Generell sind Diskos in den Innenräumen vergleichsweise dunkel, um die visuelle Wahrnehmung und Orientierung weniger stark zu gewichten. Oft wird dieses durch verschiedene Spezialeffekte verstärkt.[1] Von den Klassikern der einfachen Lichtorgel und Spiegelkugeln bis zu aufwändigen Großanlagen mit Lasereinsatz, Pyrotechnik und anderen Spezialeffekten kann alles angetroffen werden.

        Standard ist heute im Allgemeinen eine Kombination aus PAR-Scheinwerfern („konventionelles Licht“), „Scannern“, „Moving Heads“ und Stroboskopen. Unterstützt werden deren Effekte durch den Einsatz von Nebel aus Nebelmaschinen und Hazern welcher den Strahlenverlauf sichtbar macht und als eigenständiger Effekt dient. Schwarzlicht ist ebenfalls ein beliebter Lichteffekt, da es die Kleidung der Tanzenden sowie Dekoration scheinbar zum Leuchten bringt. Aufwändigere Installationen umfassen größere Anzahlen der vorgenannten Geräte mit teilweise sehr aufwändiger Steuerung, verfahrbare Dekorationen und Tanzböden, Lasershows und Pyrotechnik. Immer beliebter wird auch der Einsatz von Konfettiwerfern, Schaumpartys und ähnlicher Effekte.

        Umgebung

        An- und Abfahrt

        Das Auto ist das wichtigste Verkehrsmittel, um zur Disko zu kommen. In Deutschland benutzten Anfang des Jahrtausends über zwei Drittel der Diskobesucher einen PKW zur Anfahrt.[25] Autofahrten zu Diskotheken können insbesondere in ländlichen Gebieten bis zu 200 Kilometer für eine Strecke ausmachen. Im Vergleich zur Zahl der Diskobesucher, aber auch der jungen Führerscheininhaber sind Männer als Fahrer stark überrepräsentiert. Ebenso wie die Fahrten selbst schon soziale Erlebnisse sind: Die Zahl der Mitfahrer bei Fahrten von und zur Disko liegt deutlich über den normalen Verhältnissen im Straßenverkehr.[26] In Großstädten hingegen ist oftmals eine An- und Abfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln möglich, häufig sind die nächtlichen Linienführungen der Verkehrsbetriebe sogar auf Stadtgebiete mit (vielen) Diskotheken ausgerichtet. Darüber hinaus sind manche Diskotheken in Großstädten auch in der fußläufigen Distanz erreichbar oder noch nah genug gelegen, dass eine Taxifahrt dorthin, insbesondere für mehrere Personen, vergleichsweise günstig ist.

        Sogenannte „Disco-Unfälle“ sind Straßenverkehrsunfälle, die sich meist in den frühen Morgenstunden auf dem Rückweg von der Diskothek ereignen. Eine Untersuchung von 1989 der deutschen Bundesanstalt für Straßenwesen untersuchte 216 Diskounfälle, die 64 Tote und 484 Schwerverletzte zur Folge hatten. Die untersuchten Unfälle ereigneten sich fast ausschließlich an den Wochenendnächten zwischen 23 und 4 Uhr morgens. Häufigste Ursache war überhöhte Geschwindigkeit, gefolgt von oft starkem Alkoholkonsum.[26] Alkohol verstärkt dabei das Risikoverhalten, das insbesondere männliche jugendliche Fahranfänger generell zu einer besonders unfallträchtigen Fahrergruppe macht. Eine deutsche Studie von 2002 fand dabei heraus, dass über ein Drittel der männlichen Diskobesucher Alkohol trank, obwohl sie später mit dem Auto die Disko verlassen mussten und noch über zehn Prozent der Frauen. Die Männer, die die Mehrzahl der Fahrer stellen, trinken dabei im Schnitt auch deutlich mehr als die Frauen. Andere Drogen, insbesondere Cannabis, nehmen noch knapp 10 Prozent der männlichen Autofahrer und etwa 5 Prozent der weiblichen Autofahrer zu sich.[25]

        Einlass und Eintritt

        Nicht nur „Szenediscos“ treffen bereits im Eingangsbereich eine Vorauswahl ihrer Gäste. In vielen Diskotheken entscheiden ein oder mehrere Türsteher, welche für die Geschäftsleitung das Hausrecht ausüben, anhand von bestimmten Vorgaben (zum Beispiel anhand der Garderobe des potentiellen Gastes), ob ein Gast Einlass findet oder nicht. Gesetzliche Regelungen bezüglich des Einlasses in Diskotheken bestehen in Deutschland nur im Rahmen des Jugendschutzgesetzes („Muttizettel“) sowie des sogenannten „Antidiskriminierungsgesetzes“. Prinzipiell kann dabei jeder Betreiber selbst festlegen, wer Einlass erhält und wer nicht – durch das Antidiskriminierungsgesetz werden aber Grenzen gesetzt, die auch inzwischen Gegenstand gerichtlicher Prüfung waren. So ist das Verwehren von Einlass alleine wegen eines „ausländischen Erscheinungsbildes“ nicht nur unzulässig, sondern bietet auch Anspruch auf Schadensersatz (so etwa das AG Bremen, Aktenzeichen 25 C 0278/10 und das OLG Stuttgart, Aktenzeichen 10 U 106/11).[27]

        Abgewiesen werden vor allem stark alkoholisierte Personen oder solche, die schon am Eingang durch aggressives Auftreten auffallen.

        In Clubs, die Wert auf ein besonders exklusives Image legen, wird außerdem stark auf das äußere Erscheinungsbild der Besucher geachtet. Besuchswilligen, deren Kleidung als unpassend empfunden wird oder die aus sonstigen Gründen nicht zur gewünschten Zielgruppe gehören, wird der Zutritt meist ohne Begründung verwehrt. Was dabei als angemessen gilt, kann stark voneinander abweichen: Während in einer Nobeldiskothek eine locker sitzende Hose oder Turnschuhe eher unerwünscht sind, kann in einem Techno-Club ein schicker Anzug (zu Mainstream, zu extravagant) ein Hindernis darstellen. Allerdings können bei solchen Entscheidungen auch Sicherheitserwägungen eine Rolle spielen, beispielsweise wenn Eintrittswilligen mit High Heels aufgrund der Verletzungsgefahr der Zutritt zu einem in einer alten Industrieanlage befindlichen Techno-Club verwehrt wird.

        Der Besuch einer Diskothek ist im Normalfall kostenpflichtig. In vielen Diskotheken erhält der Gast nach Zahlung des Entgelts einen Stempelabdruck auf den Arm. Dieser kann gegebenenfalls auch mit Hilfe einer Spezialfarbe erfolgen, die nur unter UV-Licht sichtbar gemacht werden kann. Dieser Stempel, der am Eingang vom Türsteher kontrolliert wird, berechtigt zum wiederholten Betreten des Lokals, ohne erneuten Eintritt zahlen zu müssen. Das Stempelmotiv variiert von Club zu Club und Nacht zu Nacht, um sicherzustellen, dass jeder den geforderten Eintrittspreis entrichtet hat. Hierbei muss der Stempel nicht zwangsläufig mit dem Clubnamen oder „-motto“ in Verbindung gebracht werden können. Mitunter ist der Stempel sogar ein zweckentfremdeter Poststempel. Eine verbreitete Alternative zu Stempeln stellen Einmalarmbänder aus Papier, Plastikfolie oder Textilien dar, welche nicht unversehrt vom Handgelenk entfernt werden können, um eine unberechtigte Weitergabe an andere Einlasswillige zu verhindern. Durch verschiedene Farben können hier weitere Informationen schnell sichtbar sein, etwa ob jemand Zugang zum VIP-Bereich hat oder minderjährig ist. In einigen Großraumdiskotheken bekommt man eine Zahlkarte, auf der der Eintritt und konsumierte Speisen und Getränke gespeichert werden. Die Zahlung erfolgt am Ausgang bei Verlassen des Lokals. Dem Vorteil der Einfachheit des Systems, etwa weil an der Bar keine Kasse, sondern nur ein Kartenscanner benötigt wird, steht der Nachteil gegenüber, dass der Besucher leicht den Überblick über seine Ausgaben verliert.

        Getränke/Speisen

        In jeder Diskothek können die üblichen alkoholischen und alkoholfreien Getränke am Tresen gekauft werden, wobei die Bezahlung entweder mit Bargeld oder durch einen Vermerk auf der Zahlkarte und anschließender Zahlung beim Verlassen des Lokals erfolgt. Häufig ist im Eintrittspreis schon ein Getränk enthalten. Zahlreiche größere Diskotheken verfügen auch über eine Pizzeria und gelegentlich auch über ein Speiserestaurant, welches von der Tanzfläche durch eine schalldichte Trennwand abgetrennt ist. Bei Diskotheken ohne eigene Speisegastronomie findet man manchmal unmittelbar neben dem Lokal einen Imbissstand.
        In manchen großen Diskotheken werden Getränke, Garderobe und andere Dienstleistungen nicht bar am Tresen, sondern mit Hilfe von Zahlkarten bezahlt. Dies sind Chip- oder Magnetkarten, gelegentlich auch Pappkarten, die der Besucher am Eingang erhält. Sie sind häufig nur bis zu einem bestimmten Betrag verwendbar, um z. B. bei Diebstahl einer Karte die Kosten für den Bestohlenen in Grenzen zu halten. Wenn der Maximalbetrag auf einer Karte erreicht ist, kann man sich meist an der Kasse gegen Bezahlung der alten Karte eine neue holen oder man bezahlt die gesamte Karte direkt an der Theke und bekommt eine neue Karte ausgehändigt. Beim Verlassen des Lokals zahlt der Gast seine Getränke an einer Zentralkasse. Da alle Gäste beim Verlassen des Lokals zahlen müssen, ist zum Betriebsschluss in solchen Lokalen oft mit längeren Wartezeiten zu rechnen. Bei Diskotheken mit Zahlkartenbezahlung muss der Betreiber darauf achten, dass niemand ohne zu zahlen das Lokal, zum Beispiel durch einen Notausgang, verlässt.

        Sonderveranstaltungen

        In vielen Diskotheken werden zur Unterhaltung der Besucher regelmäßig wechselnde Sonderveranstaltungen durchgeführt. Dabei wird die Tanzfläche beispielsweise vorübergehend mit Schaum („Schaumparty“), Wasser („Fiesta del Aqua“), Popcorn („Popcornparty“), Federn („Federparty“) oder Ähnlichem bedeckt. Gelegentlich werden besondere Tanzvorführungen oder Striptease-Shows angeboten, die auch durch professionelle Go-go-Tänzer aufgeführt werden. Die Stimmung wird außerdem durch Trink- und Partyspiele angeheizt, bei denen einzelne Gäste der Diskothek durch einen Moderator mit in das Geschehen einbezogen werden. Viele dieser Spiele beinhalten das wettkampfmäßige Trinken alkoholischer Getränke oder haben eine erotische Komponente, wie beispielsweise Miss-Wahlen, bei denen die Teilnehmerinnen dazu ermutigt werden, ihre Brüste zu entblößen oder sich sogar komplett zu entkleiden, was vielen Diskotheken den Ruf einbrachte, primitive Orte des offenen Sexismus zu sein. Auch Hypnoseshows werden gelegentlich angeboten.
        Üblich sind auch bestimmte Tage, an denen allgemein niedrigere Getränkepreise oder freier Eintritt gelten („50-Cent-Party“, „Ladies‘ Night“, „Gentlemen’s Club“).

        Werbung für Diskotheken

        Bei manchen Diskotheken liegen am Ausgang Werbeaufkleber zum Mitnehmen aus. Manchmal wird auch der Name der Diskothek auf den im Lokal verwendeten Gläsern aufgedruckt. Solche Gläser sind gelegentlich begehrte Sammelobjekte. Andere Diskotheken kleben wiederum Werbung auf das Wechselgeld. Häufig werden den Gästen auch kostenlos Flyer, Schlüsselbänder, Kugelschreiber oder Ähnliches ausgehändigt, die allgemein als „GiveAways“ (englisch für Weggeben) bezeichnet werden. Teilweise erhält man auch Rabattmarken für Fast-Food-Ketten.

        Literatur

        Gunnar Otte: Körperkapital und Partnersuche in Clubs und Diskotheken. Eine ungleichheitstheoretische Perspektive. In: Diskurs. Kindheits- und Jugendforschung. Nr. 2/2007. Verlag Barbara Budrich, 2007, ISSN 1862-5002, S. 169–186. 
        Georg Mühlenhöver: Phänomen Disco. Verlag Dohr, 1999, ISBN 3-925366-66-0

        Weblinks

        Commons: Diskothek Ã¢Â€Â“ Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
        Wiktionary: Diskothek Ã¢Â€Â“ Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
        45-minütige Dokumentation des Mitteldeutschen Rundfunks über Disco in der DDR, die Sendung 1-2-tip für immer – Disko in der DDR ist kostenlos abrufbar bis 30. März 2021 in der ARD-Mediathek (beide Weblinks abgerufen am 28. Dezember 2020)

        Einzelnachweise

        ↑ a b c d e Kai Fikentscher: „You better work!“: underground dance music in New York City. Wesleyan University Press, 2000 ISBN 0-8195-6404-4, S. 23–30

        ↑ Gisela Steins (Hrsg.): Handbuch Psychologie und Geschlechterforschung, 2010, ISBN 978-3-531-16391-8, S. 216.

        ↑ https://www.dehoga-bundesverband.de/zahlen-fakten/betriebsarten

        ↑ a b c René T. A. Lysloff, Leslie C. Gay: Music and technoculture Wesleyan University Press, 2003, ISBN 0-8195-6514-8, S. 296–299.

        ↑ a b c d Bill Brewster, Frank Broughton: Last night a dj saved my life: the history of the disc jockey Grove Press, 2000 ISBN 0-8021-3688-5, S. 50–55

        ↑ a b c d e Mark Jonathan Butler: Unlocking the groove: rhythm, meter, and musical design in electronic dance music Indiana University Press, 2006 ISBN 0-253-34662-2, S. 36–37

        ↑ a b c d Todd Souvignier: The world of DJs and the turntable culture. Hal Leonard, 2003, ISBN 0-634-05833-9, S. 114.

        ↑ David Looseley: Popular music in contemporary France: authenticity, politics, debate. Berg Publishers, 2003, ISBN 1-85973-636-X.

        ↑ Alexander Sascha Arndt: Die Welt im Discofieber, Bericht im SWR 1 vom Juli 2015

        ↑ Der Ocambo Club eröffnet. In: Hyde Park Memories, hrsg. von Harald Keller und Reiner Wolf, Beitrag von Gisbert Wegener auf Seite 181, Oktober Verlag, Münster 2011, ISBN 978-3-941895-16-4.

        ↑ Vgl. ausführlich Gisbert Wegener: Platte statt Orchester. In: The Beat Goes On. Der Sound. Der Style. Ausstellungskatalog, hrsg. von Harald Keller und Reiner Wolf, Seite 101–110, Isensee Verlag, Oldenburg 2013, ISBN 978-3-89995-964-2.

        ↑ Erfindung der Disco – Deutschlands erster Plattenprinz, auf Der Spiegel am 19. November 2009, abgerufen am 13. Dezember 2009.

        ↑ a b Aachen hatte die erste Disco der Welt. In: Aachener Zeitung online vom 28. Juli 2009, 17:22.

        ↑ Mirko Hecktor, Moritz von Uslar, Patti Smith, Andreas Neumeister: Mjunik Disco – von 1949 bis heute. Blumenbar Verlag, München 2008, ISBN 978-3-936738-47-6. 

        ↑ Schlossmuseum Jever – Break on through to the other side

        ↑ Fiona Measham: Play space: historical and socio-cultural reflections on drugs, licensed leisure locations, commercialisation and control in: International Journal of Drug Policy 15 (2004) 337–345 als PDF (Memento vom 5. Dezember 2010 im Internet Archive) S. 338–339

        ↑ Ben Malbon: The Dancer and the Dance: The Musical and Dancing Crowds of Clubbing in: Simon Frith (Hrsg.): Popular Music: Music and society Routledge, 2004 ISBN 0-415-33267-2, S. 316–319

        ↑ Ben Malbon: The Dancer and the Dance: The Musical and Dancing Crowds of Clubbing in: Simon Frith (Hrsg.): Popular Music: Music and society Routledge, 2004 ISBN 0-415-33267-2, S. 327

        ↑ Michael Sontheimer: „High sein, frei sein“. In: Der Spiegel. 26. Juli 2016, abgerufen am 22. November 2019. 

        ↑ a b Bill Sanders: Introduction in: Bill Sanders (Hrsg.): Drugs, clubs and young people: sociological and public health perspectives Ashgate Publishing, Ltd., 2006 ISBN 0-7546-4699-8, S. 5–10

        ↑ Phil Jackson: Inside clubbing: sensual experiments in the art of being human Berg Publishers, 2004, ISBN 1-85973-713-7, S. 58–59.

        ↑ Anzahl der umsatzsteuerpflichtigen Bars, Diskotheken und Tanz- und Vergnügungslokale in Deutschland von 2002 bis 2016

        ↑ Anzahl der umsatzsteuerpflichtigen Unternehmen des Gastgewerbes

        ↑
        Lena Greiner: Guck mal, wie du aussiehst. Diskriminierung an der Discotür. Der Spiegel, 4. Februar 2013, abgerufen am 13. Mai 2018. 

        ↑ a b Maria Limbourg und Karl Reiter: Denn sie wissen nicht, was sie tun… Jugendliches Risikoverhalten im Verkehr in: Unsere Jugend 2003, Heft 1 als PDF

        ↑ a b Petra Kolip: Geschlecht und Gesundheit im Jugendalter: die Konstruktion von Geschlechtlichkeit über somatische Kulturen VS Verlag, 1997 ISBN 3-8100-1932-1, S. 48

        ↑ Besprechung & Analyse bei Discorecht.de

        Normdaten (Sachbegriff): GND: 4125201-9 (OGND, AKS)

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          Solarmodul von BP an einer Autobahnbrücke
          Solarthermisches Kraftwerk in der kalifornischen Wüste

          Solartechnik ist die Nutzbarmachung der solaren Einstrahlung der Sonne mittels technischer Hilfsmittel und Einrichtungen.

          Die Sonnenstrahlung kann in Wärme (z. B. Prozesswärme) oder auch in elektrische Energie umgewandelt werden. Dabei kann die Primärenergiequelle „Sonne“ kostenlos genutzt werden. Es fallen nur Kosten für die Installation und den Unterhalt der Anlagen an. Mit dem stetigen technischen Fortschritt wird die Solartechnik heutzutage sowohl in ihren Eigenschaften, als auch kostenseitig immer effektiver, so dass sie in immer mehr Bereichen Einsatz findet und mit den zuvor genutzten Technologien konkurrieren kann. Dabei profitiert sie auch von steigenden Kosten bei nicht regenerativen Energieträgern.

          Da das Energieangebot der Sonne tages- und jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt, ist die Speicherung der Energie ein unverzichtbarer Bestandteil der Solartechnik.

          Dezentrale Solarenergienutzung

          Photovoltaik: Umwandlung der Strahlungsenergie der Sonne (Solarenergie) in elektrische Energie (Solarstrom) mit Solarzellen
          Solarthermie: Umwandlung der Strahlungsenergie der Sonne (Solarenergie) durch Erwärmung von Wasser oder anderen Wärmeträgern (Solarkollektoren)
          Solararchitektur: gezielte bautechnische Nutzung der Sonnenenergie zur Steigerung der Energieeffizienz von Gebäuden (Wintergärten, Passivhäuser, Carports)
          Gewächshaus, Frühbeet, Folientunnel: Verstärkung der Sonnenwärme in der Gärtnerei
          Solarkocher: Kochen mit Sonnenlicht
          Solar-Stirling: Umwandlung der solarthermischen Energie in mechanische Energie unter Benutzung des Stirlingmotors. Solar-Stirling-Anlagen, die einen Generator betreiben, um elektrischen Strom zu produzieren, erreichen einen bis zu 30 % besseren Wirkungsgrad als Photovoltaikanlagen.

          Großtechnische Solarenergienutzung

          Solarthermische Kraftwerke
          Solarthermische Großanlagen zur Fernwärmeeinspeisung, Prozesswärmeerzeugung und Kühlung
          Thermikkraftwerke (nur Prototyp)
          Freistehende oder auf Fabrikdächern aufgestellte Photovoltaikanlagen

          Siehe auch

          Liste solartechnischer Zeitschriften
          Normdaten (Sachbegriff): GND: 4024299-7 (OGND, AKS)

          Abgerufen von „https://de..org/w/index.php?title=Solartechnik&oldid=201595917“
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            Dieser Artikel befasst sich mit gegerbter Tierhaut. Weitere Bedeutungen finden sich unter Leder (Begriffsklärung).

            Leder ist eine durch Gerbung chemisch haltbar gemachte Tierhaut, deren natürliche Faserstruktur weitgehend erhalten ist. Es wird zwischen den Begriffen Leder und Pelz (Pelzfell) unterschieden. Leder wird meist aus der Lederhaut (anderer Name Dermis) genannten Hautschicht gewonnen. Sie besteht aus der äußeren glatten Papillarschicht und der darunter liegenden Retikularschicht, die für die mechanische Festigkeit sorgt. Die Papillarschicht mit ihrer sehr feinen Faserstruktur ergibt am fertigen Leder die Narbenseite oder kurz „den Narben“. Die grobfasrige Retikularschicht wird als Aas- oder Fleischseite bezeichnet, aus der das Spaltleder gewonnen wird.

            Die Körperhülle von größeren Tieren wie Rind, Ross, Büffel, Esel und die vom Schwein wird im rohen ungegerbten Zustand ebenso als Leder wie als Haut bezeichnet. Die Hülle von kleineren Tieren wie Kalb, Ziege, Schaf wird grundsätzlich Fell genannt. Sind nach der Gerbung die haarbildende Oberhaut oder Epidermis und Haare noch erhalten, ist es Pelz oder Pelzfell. Nach dem Enthäuten liegen die Häute und Felle meist flach vor. Bei kleinen Tieren, vor allem bei Pelzfellen, wird die Haut häufig schlauchförmig abgezogen.

            Leder, Werkzeuge und Erzeugnisse der Lederverarbeitung
            Piktogramm für Leder

            Inhaltsverzeichnis

            1 Eigenschaften
            2 Arten von Leder

            2.1 Nappaleder
            2.2 Leder vom Rind
            2.3 Ziegenleder
            2.4 Schafsleder
            2.5 Gämsenleder
            2.6 Schweinsleder
            2.7 Pferdeleder, Cordovan
            2.8 Reptilienleder
            2.9 Fischleder
            2.10 Straußenleder
            2.11 Elefantenleder

            3 Chemische Zusammensetzung
            4 Geschichte

            4.1 Vorgeschichte und Römisches Reich
            4.2 Mittelalter bis Barock
            4.3 Moderne

            5 Ausgangsmaterial
            6 Herstellung

            6.1 Wet Blue/Wet White
            6.2 Dicke des Leders
            6.3 Nachgerbung, Färbung, Fettung
            6.4 Oberflächenbehandlung
            6.5 Lederdekoration

            7 Verwendung

            7.1 Schuhe, Bekleidung und Accessoires
            7.2 Sonstige Lederprodukte
            7.3 Kulturelle Bedeutung

            8 Materialbezogene Berufe
            9 Lederbezeichnungen

            9.1 Nach Herstellung

            9.1.1 Gerbverfahren
            9.1.2 Verwendeter Teil der Rohhaut

            9.2 Nach Herkunft der Haut
            9.3 Nach Oberflächenbehandlung
            9.4 Nach Verwendungszweck
            9.5 Sonderbezeichnungen

            10 Lederkonservierung

            10.1 Schäden
            10.2 Lederaufbereitung/Lederrestaurierung
            10.3 Lederpflege

            10.3.1 Schuhe
            10.3.2 Bekleidung und Accessoires
            10.3.3 Ledermöbel

            10.4 Lederaufbewahrung

            11 Alternativen zu Leder
            12 Kritik
            13 Museen

            13.1 Deutschland
            13.2 Österreich
            13.3 Italien

            14 Literatur
            15 Weblinks
            16 Einzelnachweise

            Eigenschaften

            Ledergürtel mit Dornschnalle aus Metall

            Leder ist ein geschmeidiges, zähes, relativ festes, haltbares und vielseitig einsetzbares Material. Es ist relativ undurchlässig für Wasser, dennoch ist es atmungsaktiv, d. h. ausreichend durchlässig für Luft und Wasserdampf.

            Für die technische Beschreibung und Qualitätsbeurteilung von Leder sind die Dichte (spezifisches Gewicht), die Zugfestigkeit, die Dehnbarkeit, die Bruchfestigkeit des Narbens (siehe Flexometer) die Wasser- und Luftdurchlässigkeit, die Lichtbeständigkeit und die Schrumpfung entscheidend. Neben diesen physikalischen Werten werden chemische Werte wie Fettgehalt, Schrumpfungstemperatur im nassen Zustand, Gerbstoffgehalt, Waschbarkeit, Säuregehalt beurteilt. Für die chemischen und physikalischen Parameter gibt es für die meisten Lederarten entsprechende Richtwerte.

            Schwer oder gar nicht messbar sind Eigenschaften wie Weichheit, Struktur und Griff und die Optik. In der Praxis sind diese Eigenschaften für eine Entscheidung, ob und welches Leder verwendet wird, oft ebenso wichtig wie die technischen Parameter.

            Arten von Leder

            Schulranzen aus Rindsleder und Rindsfell

            Nappaleder

            Echtes Nappaleder ist ein weiches, chromgegerbtes Glattleder vom Kalb oder vom Schaf mit vollen Narben. Es ist durchgefärbt und die Oberfläche ist zugerichtet, das bedeutet, dass die Poren durch viele hauchdünne Schichten verschlossen werden und dadurch unempfindlich gegen Schmutz und Nässe sind.[1] Der Name Nappaleder wird als Sammelbegriff für besonders geschmeidiges Glattleder aller Tierarten verwendet.

            Leder vom Rind

            Eine große Reihe verschiedener Lederarbeiten wird aus Leder vom Rind hergestellt. Nappaleder und Ecraséleder werden unter anderem aus dem Leder von Kälbern hergestellt. Andere Lederarten werden nur aus Rindsleder hergestellt.

            Boxcalf
            Aus Boxcalf, dem vom Kalb gewonnenen Leder, wird der größte Teil der hochwertigen Herrenschuhe gefertigt, außerdem Taschen und andere Lederwaren mit zartem, fest anliegenden Narben.[2] Es wird nach Alter und Größe des Tieres in Babycalf, Boxcalf und Mastbox eingeteilt.[3] Boxcalfleder fühlt sich schmiegsam an und ist dabei trotzdem straff und sehr reißfest. Die Rechtsseite hat eine außerordentlich feine Narbenmaserung, die ihr ein gefälliges Muster verleiht.
            Färsenleder
            Nach einer Definition aus dem Jahre 1900(!) ist es das Leder von einem unausgewachsenen Rind (Färse). Es ist ein Stufe zwischen Kalbs- und Rindleder.[4]
            Goldchrom
            Goldchrom ist ein aus Häuten junger Rinder hergestelltes Chromleder, das gelb gefärbt wird. Es wird vorwiegend zu Sportbällen verarbeitet.
            Mastbox
            Mastboxleder ist ein Boxcalfleder aus den Häuten von Mastkälbern. Es dient der Schuhherstellung.
            Rindbox
            Rindbox aus Rinderhäuten ist das Ausgangsmaterial für festeres Gebrauchsschuhwerk, da es eine massive Struktur aufweist und dabei trotzdem biegsam bleibt. In Gerbart und Zurichtung entspricht es dem Boxcalf, unterscheidet sich jedoch deutlich in der Faserdicke in seiner Fläche.
            Vachetteleder
            Vachetteleder oder Vachetten wurde für Koffer und Handtaschen verwendet, bekannt wurde es durch Louis Vuitton. Das Leder dunkelt und verändert sich bei Berührung mit Wasser und anderen Flüssigkeiten. Es wird aus großflächigen, vor der Gerbung gespaltenen Rinderhäuten hergestellt, unterschieden zwischen stark gefetteten und geschwärzten Schmiervachetten, Koffer- und Taschenvachetten sowie Lack- und Autovachetten.

            Ziegenleder

            Oberfläche von Ziegenleder

            Das typische Narbenbild ist gekennzeichnet durch die halbmondförmige Anordnung der Deckhaarlöcher, die kettenförmig über die ganze Oberfläche verteilt sind.[5] Wie vom Kalb werden auch aus dem Leder junger Ziegen Nappaleder und Ecraséleder (Kapziege) hergestellt. Hinzu kommen Lederarten, die nur aus Ziegen- oder Zickleinleder produziert werden:

            Umhängetasche aus Ziegenleder
            Chevreau
            ist ein chromgegerbtes und durchgefärbtes, extrem feines Oberleder. Die Oberfläche ist glatt, weich, geschmeidig und weist eine charakteristische Faltenbildung auf. Die besten stammen von jungen Ziegen (franz. chevreau = Zicklein). Ältere Exemplare weisen stärkere und gröbere Narben auf. Ursprünglich wurde unter dem Begriff Chevreauleder ein feines Glacéleder französischer Herkunft bezeichnet. Unter Chevreau wird ein Ziegenleder verstanden, chromzweibad oder kombiniert gegerbt. Es wird häufig für Schuhe und Taschen verwendet.
            Maroquin
            Maroquin oder Marokkoleder ist ein geschwärztes Saffianleder mit feinen Narben. In der Buchbinderei bezeichnet Maroquin dagegen ein sumachgegerbtes, sehr haltbares Ziegenleder aus den Häuten der afrikanischen Kapziege, in der Struktur grobnarbig und besonders kräftig.
            Saffianleder
            Echtes Saffianleder wird aus den Fellen ostindischer Ziegen hergestellt und mit Sumach gegerbt; ein Erkennungsmerkmal ist das typische „Knirschen“. Die Bezeichnung wird von der Stadt Safi in Marokko hergeleitet. Saffian wird wegen seines festen, zähen und sehr haltbaren Materials zum Beispiel für Buchbände benutzt.[6]

            Schafsleder

            Chevretten
            Eine Imitation des Chevreauleders durch Schafsleder, hierbei fehlt die klassische Haarlochanordnung des Ziegenleders.
            Mouton
            eine Imitation des Saffianleders der Ziege durch Schafsleder
            Skiver
            Skivers sind sehr dünne Narbenspalte von Schafleder. Sie fallen teilweise bei der Produktion von Schaf- oder Lammvelours an und bestehen oft nur aus der Papillarschicht. Dadurch haben sie meist sehr schlechte mechanische Eigenschaften und werden bei der Verarbeitung auf Trägermaterialien aufkaschiert. Verwendet werden sie als Futterleder für Kleinlederwaren.
            Waschleder
            Waschleder ist meist ein Lammleder, das sehr dünn ausgeschliffen wird. Es ist fast ohne Qualitätsverlust waschbar und behält bei immer wiederkehrendem Nasswerden und Auftrocknen seine Weichheit.

            Gämsenleder

            Chamoisleder ist ein fettgegerbtes Gämsenleder mit gutem Saugvermögen.

            Schweinsleder

            Porc
            Das Leder vom Schwein hat nicht die Qualität wie von Pferd, Ziege oder Rind. Es wird oft für Straßenschuhe des niedrigen Preissegments verwendet. Allerdings ist Porcleder durchaus strapazierfähig und formbeständig, was es für die Verarbeitung in gebrauchsfestem Schuhwerk durchaus geeignet macht. Das Leder ist an seinem charakteristischen, durch die Papillen bedingten Narbenbild zu erkennen.
            Peccary
            Pekari ist eine südamerikanische Wildschweinart, die in den tropischen Regenwäldern Amazoniens vorkommt und das hochwertige Peccaryleder liefert. Weichheit, Zähigkeit und samtartiger Griff zeichnen das seltene Leder aus.
            Die Häute der im Regenwald erlegten Pekari werden gesammelt, trockenkonserviert und von Händlern in die Gerbereien gebracht. Zur Bestandserhaltung der Tiere werden regelmäßige Zählungen durchgeführt, darauf aufbauend wird der Handel kontrolliert. Das sehr teure Leder wird vorwiegend für hochwertige Handschuhe (Autohandschuhe), aber auch für leichte Schuhe, Kleinlederwaren oder Luxusbekleidung eingesetzt. Peccary-Lederwaren haben eine gute Haltbarkeit, wird das Leder nass, kann es jedoch dunkle Flecken ausbilden.

            Pferdeleder, Cordovan

            → Hauptartikel: Cordovan-Leder
            Cordovan bezeichnet die Hinterpartie von Rosshäuten, die die sogenannten Shells oder butts (Kruppen) enthält. Der Name leitet sich von der spanischen Stadt Córdoba ab, in der man einst auf die Herstellung von Ziegenleder unter dem gleichen Namen spezialisiert war. Seine Lederstärke liegt zwischen 1,6 und 1,8 Millimetern, steht jedoch der Geschmeidigkeit von Boxcalfleder nicht nach. Cordovan ist wegen seiner geringen Verfügbarkeit im oberen Lederpreissegment anzufinden, zum einen geht das Angebot an Rohware stetig zurück, und zum anderen ist das von der Hinterpartie eines Pferdes gewonnene Leder recht klein.

            Reptilienleder

            Reptilienleder hat ein charakteristisches Narbenbild mit Schuppen, ist sehr formstabil und wird vorwiegend für Luxusobjekte eingesetzt.

            Krokodilleder
            Zur Herstellung von echtem Krokodilleder wird vornehmlich die Haut junger, gezüchteter Krokodile verwendet. Ausgewachsene Exemplare haben zu große und kräftige Schuppen, die bei der Verarbeitung leicht brechen. Bei Imitaten wird das typische Narbenbild auf Glattleder geprägt.
            Eidechsenleder

            Schlangenleder

            Fischleder

            Fischleder wird aus der Haut von Fischen hergestellt. Verwendung findet insbesondere Aalleder sowie Leder von Dorschen, Rochen-Arten (z. B. Mantarochen), Haien etc. Es wird wegen seiner interessanten Lederhaut vorwiegend für Schuhe und Taschen verwendet.

            Straußenleder

            Straußenleder hat ein charakteristisches gänsehautartiges Narbenbild mit großen Federbälgen. Es ist besonders haltbar und an den typischen Knötchen am Rücken zu erkennen. Bei Imitaten wird das typische Narbenbild auf Glattleder geprägt.

            Elefantenleder

            Elefantenleder hat ein stark ausgeprägtes Narbenbild. Es unterliegt strengen Einfuhrbedingungen nach Europa, im deutschen Lederhandel wird es nicht angeboten.[7]

            Kelly Bag aus graugrünem Straußenleder

            Kelly Bag aus rotem Krokodilleder

            Krokolederschuh

            Fischhäute, gegerbt und gefärbt

            Chemische Zusammensetzung

            Die chemische Zusammensetzung des Leders hängt von den jeweiligen Herstellungsverfahren ab. Der Anteil der eigentlichen Ledersubstanz kann dabei schwanken. Ein pflanzlich gegerbtes Leder hat einen höheren Gerbstoffgehalt und eine Hautsubstanz von 38 bis 46 Prozent, ein chromgegerbtes Leder dagegen kann bis zu 72 Prozent Hautsubstanz aufweisen. Alaun- und sämischgegerbte Leder liegen dazwischen. Auch der Wassergehalt des Leders wird begutachtet. Leder ist hygroskopisch und daher ist der Wassergehalt immer abhängig von der umgebenden Luftfeuchte. Bei pflanzlich gegerbtem Leder liegt er um 14 Prozent, bei mineralgegerbtem Leder etwas höher um 18 Prozent. Steigt der Fettgehalt im Leder, so sinkt der Wassergehalt. Die Wassermenge im Leder ist mitbestimmend für Reißfestigkeit, Griff, Stand, Gewicht und Elastizität. Der Fettgehalt hängt unter anderem davon ab, von welchem Tier die Haut stammt. Normalerweise liegt der natürliche Fettanteil der Haut bei etwa einem Prozent; eine Ausnahme ist Schafleder, das bis zu zwölf Prozent Naturfettgehalt aufweist. Während der Fettung beim Herstellungsprozess kann ein Fettanteil von bis zu 50 Prozent erreicht werden. Der Fettgehalt beeinflusst ebenso wie der Wassergehalt die Eigenschaften des Leders: Reißfestigkeit, Elastizität, Wasseraufnahmevermögen.

            Wichtig ist auch die Menge des gebundenen Gerbstoffs. Darunter wird an die Proteine der Haut gebundener Gerbstoff in Relation zur Hautsubstanz verstanden. Pflanzlich gegerbtes Leder enthält 24 bis 32 Prozent, mineralgegerbtes vier bis sechs Prozent und fettgegerbtes Leder zwölf bis 18 Prozent gebundenen Gerbstoff. Daneben finden sich im Leder verschiedene Mineralstoffe, die dem Herstellungsprozess (Äschern, Gerben) entstammen. Normalerweise ist der Gehalt bei pflanzlich gegerbtem Leder unter zwei Prozent, der des mineralisch gegerbten zwischen sieben und neun Prozent.

            Geschichte

            Vorgeschichte und Römisches Reich

            Ägypten, 3500 v. Chr.

            Einen einmaligen Einblick in die Vielfältigkeit steinzeitlicher Lederbearbeitung bietet die 5300 Jahre alte Gletschermumie Ötzi. Deren Schuhe, Oberbekleidung und Mütze waren aus verschiedenen Ledern hergestellt, bei denen eine Gerbung durch Fett und Rauch festgestellt werden konnte.[8] Noch etwas älter ist ein 2008 entdeckter Lederschuh aus Armenien.[9][10] Er wurde in der Höhle Areni I (Provinz Wajoz Dsor) in kupferzeitlichen Schichten entdeckt und mit der Radiokohlenstoffdatierung zwischen 3630 und 3380 v. Chr. datiert.[10]

            Lange vor der Zeitenwende waren lederne Gegenstände in Ägypten, in Mesopotamien und bei den Israeliten in Gebrauch. Die pflanzliche Gerbung war schon im 4. Jahrtausend v. Chr. im alten Ägypten bekannt. Auf dem Sarkophag von Ti, einem reichen Ägypter, der etwa zwischen 2850 v. Chr. und 2700 v. Chr. gestorben ist, sind Szenen mit Gerbern zu erkennen.

            In der Zeit des römischen Imperiums wurde viel Leder für die Herstellung der Ausrüstung der Legionäre verwendet. Die Produktion wurde vor allem in Rom durch eine Zunft der Leder- und Hautverkäufer aus Ostia geregelt. Der Lederhandel war neben anderen einer der Gründe für die punischen Kriege; Karthago war ein Zwischenhandelsplatz zwischen den Märkten Nordafrikas und denen des Mittelmeers und hatte dadurch das Monopol für den Lederhandel in Europa und im Mittelmeerraum.

            Vom 3. Jahrhundert an war der Lederhandel unter römischer Aufsicht. Vermutlich waren Südfrankreich und Spanien die Produktionszentren dieser Zeit. Dieses bestätigen vor allem Funde in Botonita (Zaragoza); dort wurden größere Mengen Kalk, Schwefel und andere chemische Produkte gefunden, die vermutlich zum Gerben verwandt wurden. In den Ausgrabungen in Contrebia Belaisca wurden ebenfalls Beweise für die Existenz der Lederherstellung aus der Epoche zwischen dem 1. und dem 3. Jahrhundert v. Chr. entdeckt.

            Tipi aus Büffelleder (1869)

            Mittelalter bis Barock

            Nach dem Sturz des Römischen Reichs im Jahr 747 übernahm Karl der Große die Gesetzgebung hinsichtlich der Lederherstellung und deren Handel und belegte gleichzeitig einige Produkte mit einer Steuer. In dieser Zeit wurde Leder relativ grob verarbeitet. Es stammte meist aus einem nahen Einzugsgebiet, obwohl in Einzelfällen Leder auch importiert wurde.

            Im Mittelalter war der Herstellungsprozess in Vorderasien und Nordafrika (maroquinerie) sehr viel weiter fortgeschritten als in Europa, sowohl in Bezug auf die Menge als auch hinsichtlich der Qualität. Erst im Jahr 1749 wurde die erste Saffianleder-Fabrik im Elsass installiert. Für die Mode dieser Zeit wurde oft auch Leder aus Sibirien importiert.

            Die Herstellung einzelner Lederarten war in Deutschland lange Zeit bestimmten Regionen oder Städten vorbehalten. Die Geschichte der Lederwarenfertigung wird im Deutschen Ledermuseum in Offenbach dokumentiert.

            Sohlleder in alter Grubengerbung im Rheinland, besonders in Trier, Malmedy (jetzt Belgien)
            Sohlleder in Schnellgerbung in Norddeutschland, besonders in Hamburg
            Rossleder in Holstein
            Lackleder, besonders Lackkalbleder in Worms und Mainz
            Lackleder für Wagenverdecke in Mülheim an der Ruhr
            feine Wichskalbleder in Barr im Elsass
            Kipsoberleder in Backnang
            farbige Leder in Offenbach am Main, wo noch die Lederwarenmesse stattfindet, und im Taunus
            Glacéleder in Berlin, Magdeburg, Altenburg und München

            Moderne

            Lederarmband mit Metallapplikationen

            Leder wird oft für besonders beanspruchte Kleidung verwendet. Es findet sich beispielsweise noch bei Cowboys, die es wahrscheinlich wegen seiner hohen Reißfestigkeit und der Resistenz gegen Wind und Wetter bevorzugen. Die ersten Piloten- und Motorradfahrerhelme waren aus Leder. In jüngerer Zeit wird zu Lederbekleidung auch die Heavy-Metal-Gruppen assoziiert.

            Im 19. Jahrhundert finden sich in der Literatur verschiedene Hinweise auf Leder, in denen seine Verwendung im Bezug auf die menschliche Fantasie eine Rolle spielt, einschließend sexueller Ausrichtungen. So hat sich Leopold von Sacher-Masoch, von dessen Nachnamen sich der Masochismus ableitet, sehr von der erotischen Seite des Leders angezogen gefühlt. Dies zeigt er in seinen Romanen Venus im Pelz und Falsches Hermelin. Im Bereich BDSM ist die Verwendung von Lederkleidung und -accessoires auch verbreitet.

            Bereits seit der Anfangszeit des Automobilbaus wird Leder für Sitzbezüge und Innenausstattungen von Fahrzeugen eingesetzt. Teil- oder Volllederausstattungen sind für gewöhnlich aufpreispflichtige Sonderausstattungen. Aufgrund der hohen Beanspruchung, wie Kälte, Wärme, Nässe und Sonneneinstrahlung bestehen hier besondere Anforderungen, insbesondere hinsichtlich der Dehnbarkeit, Abriebfestigkeit, Lichtbeständigkeit und einer geringen Brennbarkeit.[11]

            Ausgangsmaterial

            Häutemarkt nördlich der Altstadt von Fès, Marokko

            Für die Herstellung von Leder kann jede tierische Haut verwendet werden. Das Ausgangsmaterial ist oft entscheidend für die Qualität. Leder stammt zum weitaus größten Teil von Rindern, Kälbern, Schafen, Ziegen und Schweinen, sie sind ein Nebenprodukt der Lebensmittelindustrie. Insbesondere Rinderhäute lassen sich für die unterschiedlichsten Verwendungen einsetzen.

            Daneben finden sich Leder aus Häuten exotischer Tiere und – eher selten – anderen Ursprungs. Vor allem die Schuh-, Handtaschenproduktion und andere Modebranchen haben exotische Quellen entdeckt. Dazu gehören Krokodile, Wild (Hirsch, Reh, Elch), Bison, Büffel, Känguru, Strauß, Fische (Aalleder) und Schlangen. Besonders Krokodilleder und Schlangenhäute waren eine Zeit lang sehr in Mode, was bei einzelnen Arten fast zur Ausrottung führte. In den 1970er Jahren wurden vor allem Strauße gezüchtet, deren Fleisch und Leder vielseitig eingesetzt werden konnte. Straußenleder gilt als sehr fein und sehr haltbar, es wird immer noch zu modischen Artikeln verarbeitet. Känguru-Leder wird oft für Motorradhandschuhe verwendet, für die es aufgrund seiner Stärke und Dehnungsfähigkeit eher geeignet ist als Kuh- oder Rindsleder.

            Die Haut von Hunden und Katzen wurde zu Leder verarbeitet. Hundeleder wurde im Mittelalter bis zur Moderne im Bereich des Buchdrucks und anderer Drucktechniken angewendet, bei denen der Auftrag von Druckerschwärze auf den Druckstock mit einem Ledertampon erfolgte. Da der Hund ein porenfreies Leder hat – seine Haut ist nicht von Schweißdrüsen durchsetzt –, wurde vor allem Hundeleder dafür benutzt. Noch Anfang des 20. Jahrhunderts war es für bestimmte Artikel, wie beispielsweise Handschuhe, sehr begehrt.

            Einige Fundstücke aus dem 11. Jahrhundert zeigen, dass Katzenfell von den Wikingern getragen und im Mittelalter in Europa gehandelt wurde. Zu dieser Zeit und noch vor etwa hundert Jahren schätzten insbesondere französische und englische Kürschner Katzenleder als besonders geschmeidiges Material für Handschuhe. Es gibt sogar wenige Beispiele für die Verwendung menschlicher Haut für Bucheinbände (Anthropodermic bibliopegy). Hunde- und Katzenfelle unterliegen in Europa inzwischen einem Handelsverbot.

            Herstellung

            Zur Trocknung aufgehängte Tierhaut in Osttimor

            In der Gerberei wird aus verderblichen, den natürlichen Abbauprozessen ausgesetzten Häuten ein dauerhafteres Produkt geschaffen. Die Häute werden zunächst in Salz oder durch Trocknen konserviert. In verschiedenen Prozessen der Wasserwerkstatt wie der Weiche, dem Enthaaren (Äschern) und Entfleischen (mechanische Entfernung des Unterhautbindegewebes), dem Entkälken und der enzymatischen Beize, wird die Haut auf die eigentliche Gerbung vorbereitet. Die gewünschten Ledereigenschaften werden bei diesen Arbeitsschritten schon wesentlich beeinflusst. Bei der eigentlichen Gerbung erfolgt die Umwandlung der bis dahin rohen Haut in Leder. In der Gerberei können verschiedene Rohstoffe eingesetzt werden.

            Bei der pflanzlichen Gerberei (vegetabile Gerbung, Lohgerberei) werden Gerbstoffe in Eichen- oder Fichtenrinden, Auszüge aus Quebracho-, Kastanien- oder Eichenholz, Mimosa-, Sumach- und andere Holz- oder Rindengerbstoffe verwendet („Gerberlohe“). Bei der Mineralgerbung werden Chromsalze, Aluminiumsalze Alaun (Weißgerbung) und Zirkonsalze benutzt. Neben den mineralischen und pflanzlichen Gerbstoffen werden synthetisch hergestellte Gerbstoffe (Syntane), Aldehyde (Glutardialdehyd, Formaldehyd) und Fettgerbstoffe (Trane) zur Gerbung verwendet. Erfolgte das Gerben früher hauptsächlich in gemauerten Gruben mit wenig Bewegung, werden diese Prozesse in drehbaren Fässern aus Holz, Edelstahl oder Kunststoff durchgeführt. Der Aufbau ist ähnlich wie bei einer Waschmaschinentrommel, aber mit einem Fassungsvermögen von mehreren Kubikmetern.

            Bei der häufigen industriellen Chromsalzgerbung fallen giftige Abfallprodukte an und auch im Leder selbst reichern sich krebserregende Rückstände an. An kostengünstigen pflanzlichen Alternativen wird geforscht. So wird inzwischen ein in Deutschland patentierter und auf Olivenblättern basierender Gerbstoff im kleinen Umfang eingesetzt.[12]

            Lederfelle

            Die Haut hat nach dem Gerben eine raue und eine glattere Seite. Die raue wird als Fleischseite (Aasseite) bezeichnet, da sie ursprünglich dem Fleisch zugewandt war. Die glatte wird als Narben bezeichnet und weist die jeweilige arttypische Oberflächenstruktur auf. Diese Narbenseite kann in verschiedenen Verfahren ihrem Verwendungszweck angepasst werden. Dabei kommen chemische und mechanische Prozesse in Frage.

            Die Eskimos stellten ihr Leder auf eine besondere Weise her. Die Häute wurden gewalkt und dann mit den Zähnen gekaut, bis sie vollkommen geschmeidig und weich geworden waren.

            Alle Gerbungen funktionieren nach der sogenannten Goldenen Gerberregel, die besagt: Kleinteilig oder mit wenig Bindungsneigung eines Gerbstoffes zur Hautsubstanz (Kollagen) beginnen/angerben. Großteilig oder mit hoher Bindungsneigung eines Gerbstoffes zur Hautsubstanz zu Ende führen/ausgerben. Dies geschieht, um eine Verstopfung der Eindringungswege der Wirkstoffe zu vermeiden und die Ausbreitung nachfolgender Gerbstoffe zu ermöglichen.[13]

            Wet Blue/Wet White

            Als Wet Blue wird ein feuchtes chromgegerbtes Leder während des Verarbeitungsprozesses bezeichnet. Es ist in diesem Zustand bereits gegerbt; es fehlen noch die Neutralisation, Nachgerbung, Färbung, Fettung und Zurichtung. Der blau-grüne Farbton wird vom Chrom erzeugt.[14] Mit synthetischen Stoffen gegerbtes Leder wird in dieser Phase Wet White genannt.[15]

            Crust/Borke

            Crust- oder Borkeleder wird getrocknetes Wet Blue beziehungsweise Wet White Leder genannt, das noch keine Farbe oder Zurichtung erhalten hat.[16]

            Dicke des Leders

            Leder kann vor und nach dem Gerben gespalten werden (Spaltleder). Der Narbenspalt ist allgemein der wertvollere Teil der Haut. Der Fleischspalt hat zwei raue Seiten und wird zu Veloursleder verarbeitet oder mit einer Beschichtung (Zurichtung, Zurichtmittel) als Ersatz für Narbenleder verwendet. Nicht gespaltenes Leder wird auch Vollleder genannt.
            Die genaue Dickenregulierung erfolgt nach der Gerbung durch „Falzen“. Dabei werden durch rotierende Messerwalzen Falzspäne vom Leder abgetragen.

            Nachgerbung, Färbung, Fettung

            Verschiedenfarbige Ledermuster

            Grundlegende Ledereigenschaften wie Weichheit oder Fülle entstehen durch die Arbeiten der Wasserwerkstatt und durch die Gerbung. Die Nachbehandlung mit Gerbstoffen (Nachgerbung), Farbstoffen und Fettungsmitteln legt die Eigenschaften für den speziellen Verwendungszweck des fertigen Leders fest. Insbesondere bei der Mineralgerbung bestimmen diese Arbeitsschritte die späteren Ledereigenschaften, dies sind vor allem Weichheit, Dehnbarkeit, Fülle, Wasseraufnahme und Färbbarkeit.

            Die natürliche Farbe des Leders hängt vom Gerbmittel ab. In der Lohgerberei werden gelbliche und rötlich-bräunliche Töne, in der Sumachgerbung gelbliche, grünliche und bräunliche, in der Weißgerberei weißes, in der Chromgerbung blaugrünes bis graues und mit Fettgerbstoffen gelbliches Leder erhalten. Zudem wird Leder oft gefärbt. Das Färben war bereits den Ägyptern bekannt, wo das Leder noch kostspielig mit Purpurschnecken gefärbt wurde. Bis etwa 1860 war der Färber auf Naturrohstoffe angewiesen. Dabei spielten Farbhölzer, Wurzelextrakte sowie Pflanzensäfte eine große Rolle. Auch Substanzen von Tieren und Flechten waren zum Lederfärben geeignet. Es werden viele verschiedene Färbesubstanzen eingesetzt, beispielsweise aus den Gruppen der Azofarbstoffe, Triphenylmethanfarbstoffe, Anilinfarbstoffe oder Sulfinfarbstoffe. Entsprechend ihrer Färbungsart wird zwischen sauren, substantiven und basischen Entwicklungsfarbstoffen unterschieden.

            Die Färbung erfolgt hauptsächlich in der Flotte in Walkfässern, kann aber auch durch Spritzen, Bürsten oder auf Walzenauftragsmaschinen durchgeführt werden. Gefärbtes Leder ist entweder durchgefärbt oder oberflächengefärbt. Die verwendeten Farbstoffe gehen eine chemische Bindung mit dem Leder ein und beeinträchtigen nicht den natürlichen Oberflächencharakter. Erhalten diese Leder keine oder nur eine geringe Beschichtung (Trockenzurichtung), werden sie mitunter als „Rein-Anilinleder“ bezeichnet. Komplett anilingefärbtes Leder hat auf der Ober- und der Unterseite die gleiche Farbe, Kratzer oder Abnutzung fallen dadurch weniger auf. Stärker beschichtetes Leder wird als „Semianilin“, oder wenn die Beschichtung mit deckenden Pigmenten versetzt ist, als gedecktes Leder bezeichnet. Diese Deckung lässt die natürliche Narbung verschwinden und dient auch zum Kaschieren von ehemaligen Verletzungen des Tieres oder ungenügender Weiterverarbeitung.

            Oberflächenbehandlung

            Beispiele für dekorative Lederprägung

            Durch die Oberflächenbehandlung der Narbenseite kann Leder bestimmte Effekte erhalten. Es kann glänzend oder matt werden. Auch die Widerstandsfähigkeit der Oberfläche kann wesentlich verbessert werden. Die Behandlung erfolgt hauptsächlich mit umweltfreundlichen, wasserverdünnbaren Bindemitteln, Pigmenten und Additiven. Der Auftrag erfolgt in mehreren Schichten durch Spritzen, Gießen oder über Walzenauftragsmaschinen (Rollercoaster). Die Schichten werden durch Bügeln, Polieren oder Glanzstoßen geglättet und fest auf dem Leder verankert. Durch Krispeln, Prägen, Perforieren oder Chagrinieren kann dem Leder eine künstliche Oberflächenstruktur verliehen werden. Lackleder, bei dem ein Öllack, ein Kaltlack oder ein Folienlack auf die Lederoberfläche aufgetragen wird, gehört mit zu den Veredelungen der Lederoberfläche. Wird die Fleischseite geschliffen und als sichtbare Oberfläche verwendet ist es Veloursleder. Bei Nubukleder wird die Narbenseite mit feinem Schleifpapier angeschliffen.

            Lederdekoration

            Leder in seinen vielschichtigen Anwendungsbereichen kann nach der Verarbeitung vielfältig dekoriert und geschmückt werden. Leder kann bemalt, neu eingefärbt werden. Mit heißen Stempeln kann ein Muster im Blinddruck (Gaufrage) oder in Gold oder anderen Farben aufgebracht werden. Bei den Ägyptern waren Verzierungstechniken wie Ausschneiden, Ritzen, Unterlegen, Flechten, Schneiden, Punzen, Sticken und andere Applikationen gebräuchlich. In der Buchbinderei ist die Technik des Lederschnitts verwendet. Leder kann durch Pressen und durch Druck reliefartig geformt werden.

            Verwendung

            Leder und Pelz gehören zu den ältesten von der Menschheit verwendeten Materialien, zusammen mit Holz, Stein und Wolle. Neben Schuhen und Lederbekleidung werden Erzeugnisse aus Leder als Lederwaren oder Portefeuilles bezeichnet. In der Geschichte wurde Leder auch für Waffen und Geräte verwendet. Verschiedene Holzgegenstände wurden mit Leder überzogen, wie Truhen und kleinere Kästen. Würfelbecher bestanden meist aus Leder, ebenso wie die ersten Eimer. Die nordamerikanischen Indianer verwendeten Leder für die Bekleidung, für Riemen aller Art oder als Zelt (Tipi), aber auch als Beschreibstoff (siehe unten).

            Pergament ist eine bearbeitete, aber ungegerbte und unter Spannung getrocknete Tierhaut, die seit dem Altertum als Beschreibstoff verwendet worden ist. Es ist damit ein Vorläufer des Papiers. Lange vor der Erfindung des Pergaments wurde Leder in Form von Schriftrollen als Beschreibstoff benutzt.[17] Nordamerikanische Indianerstämme verwendeten gegerbte Büffel- oder Hirschfelle als Beschreibstoff für Ideographische Bilderschriften, wie das Kekinowin der Ojibwa-Indianer, die zur großen Algonkin-Sprachfamilie gehören. In der Buchbinderei diente einfaches Leder, neben der zu Pergament veredelten Tierhaut, von Anfang an als Material für Einbände und Einbandgestaltung. Der Buchbinder überzieht außerdem damit Kästen, Schuber, Etuis und Futterale. Leder wurde auch als Tapete (historisch auch Goldledertapeten) zur Wandgestaltung verwendet.

            Leder wird nach der Fläche des Fells gehandelt. Die übliche Maßeinheit sind Quadratmeter, die Einheit Quadratfuß wird noch verwendet. Ein Quadratfuß Leder sind 929 Quadratzentimeter.

            Siehe auch: Lederkarte

            Schuhe, Bekleidung und Accessoires

            Nachbildung römischer Militärsandalen, genannt Caligae

            Der überwiegende Teil des weltweit produzierten Leders wird für Schuhe verwendet. Für die Herstellung eines Schuhs sind verschiedene Lederarten mit unterschiedlichen Eigenschaften erforderlich, je nach Bauart des Schuhs sehr festes, verschleißfestes Sohlenleder, schweißbeständiges Brandsohlenleder, gut hautverträgliches Futterleder, festes, aber prägbares Rahmenleder und Leder für das Schuhoberteil, das als Oberleder bezeichnet wird und je nach Schuhart unterschiedliche Eigenschaften aufweist. Typische Lederarten für Oberleder sind: Kalbbox (Boxcalf), Rindbox, Chevraux (Ziegenleder), Hunting (Veloursleder aus Vollrind oder Kalb), Waterproof, Schuh- und Stiefelnappa. Teilweise finden (überwiegend für Schuhe des Luxus-Segments) auch exotische Lederarten für das Obermaterial Verwendung, beispielsweise Reptilleder für Westernstiefel.

            Bei der Herstellung von Kleidung wird Leder vor allem in drei Bereichen genutzt: Erstens im Sektor Mode und Alltagsbekleidung, daneben gibt es den Bereich der Schutz-, Berufs- und Funktionskleidung aus Leder und schließlich Kleidung, die in den BDSM- und Fetisch-Szenen (siehe beispielsweise Lederszene) Verwendung findet. Im Bereich von Kleidermode und Alltagskleidung haben sich insbesondere Lederjacken etabliert. Aber auch Lederhosen sind Bestandteil der Alltagskleidung geworden, in den 1950er Jahren bekamen sie eine Zeit lang den Status aufmüpfiger Jugendbekleidung. Vor allem in Bayern und Österreich ist die spezifische Lederhose ein wesentlicher Bestandteil traditioneller Trachten. Lederhosen im Jeans-Schnitt oder im Schnitt klassischer Anzughosen waren in der Mode der 1980er Jahre angesagt. Lederhosen in Jeans-Schnitten, zum Teil mit Schnürungen sind in der Biker- und Heavy-Metal-Szene üblich. Im Bereich Funktions- und Berufskleidung sind Jacken wie Fliegerjacken und Motorradkleidung, aber auch Schürzen oder Helme zu nennen. Es lässt sich nahezu jedes Kleidungsstück auch aus Leder herstellen, (Jacken, Hosen, Mäntel, Handschuhe oder Hüte).

            Handschuhe aus Leder

            Weit verbreitete Accessoires aus Leder können sein: Taschen, Handtaschen, Geldbörsen (siehe auch Geldkatze) oder Portemonnaies, Koffer, Kästen, Schmuckkästen, Etuis, Gürtel und Hüte. Leder wird in Form von Lederschnüren als Schmuckkette mit Anhänger, als Lederarmreif oder als Haarschmuck angeboten.

            Sonstige Lederprodukte

            Lederfußball (Tango Durlast)

            Bei der Produktion von Möbeln und in der Innenraumgestaltung bzw. Raumausstattung wird Leder vor allem als Bezug für Sitz- und Polstermöbel verwendet, wie für Ledersofas und Ledersessel. Teilweise – aber seltener – als Verkleidung oder Bespannung von Wänden oder anderen Möbeln (Schränke, Schreibtische etc.)

            Analog dazu findet sich das Material in der Innenraumgestaltung von Autos und anderen Fahrzeugen. Hier können wieder vorrangig Ledersitze, aber auch Lenkrad- und Cockpitverkleidungen sowie die Verkleidung anderer Innenflächen in Autos, Bahnen und anderen Verkehrsmitteln mit geschlossenem Fahrgastraum genannt werden. Die Verwendung und Nachrüstung mit Leder als Innenraummaterial oder für Ledersitze gilt als hochwertiges Ausstattungsmerkmal (siehe dazu: Fahrzeugtuning). Beim Fahrrad kann die Sitzfläche des Sattels mit Leder bezogen sein oder vollständig aus Leder bestehen.

            Perforiertes und gestepptes Leder für die Innenausstattung von Flugzeugen

            Im Sportbereich wird Leder vor allem für Überzüge von Bällen (Fußball, Handball, Medizinball) oder Sportgeräten (Böcke) eingesetzt, zusätzlich für Sportgeräte wie den Boxsack, Boxhandschuhe, Knieschoner und Sportbekleidung sowie Sportschuhe. Geradezu stellvertretend für den Ausdruck „Ball“ wird „das Leder“ gebraucht.

            Schon früh wurde Leder für Transmissionsriemen, Treibriemen und Ähnliches verwendet. Auch der Blasebalg wurde teilweise aus Leder hergestellt. Vor der Verwendung von Kunststoffen wurde Leder zur Isolierung von elektrischen Kabeln eingesetzt. Auch als Dichtung, als Putz-, Wasch- und Filtrierleder wird Leder verwendet. Ein historisches Beispiel für die Verwendung von Lederriemen ist das Bandalier (Oberkörpergürtel).

            Im Musikinstrumentenbau kommt Leder in besonderen Fällen zum Einsatz. So verwendet der Orgelbauer Leder bei festen wie beweglichen Teilen als Dichtung, im Klavierbau wird Leder in den Anschlagsmechaniken verwendet. Die Klappen von Blasinstrumenten waren früher und sind teilweise noch aus Leder.

            Messergriff aus Lederscheiben

            Leder ist der überwiegende Bestandteil von Sätteln und Geschirren für Pferde und Ochsen in Reitsport und Landwirtschaft. Aber nicht nur für Arbeitstiere werden Lederriemen verwendet, sondern auch für Hundehalsbänder oder Hundeleinen. Peitschenschläge werden meistens aus Lederschnüren hergestellt.

            Reitsattel

            Die römischen Soldaten trugen teilweise unter dem Schienenpanzer oder Kettenhemd eine Art Polsterweste aus Leder, die an Schultern und Unterkante mit Lederstreifen verziert war. Die Militärstiefel der römischen Armee wurden für Hüllen verwendet, die während des Marsches über die Schilde gezogen wurden, um diese vor Feuchtigkeit und Beschädigungen zu schützen. Leder wurde für die Pfeil-Köcher der Bogenschützen gebraucht, für Pistolen-Holster oder Scheiden für Messer.

            Abziehriemen und Rasiermesser

            In Berufen, die mit Klingen schneiden, wurden oder werden mitunter noch kräftige Rinds-Glattlederstreifen zum zwischenzeitlichen Glätten der Schneide verwendet, entweder als in der Hand zu haltendes Werkzeug (Barbier, Friseur) oder auf der Arbeitsplatte befestigt (Kürschner).

            Kulturelle Bedeutung

            Siehe Lederszene. Darüber hinaus hat Leder Bedeutung und Verwendung in der Fetischszene und im BDSM. Ledersitze, beispielsweise in Personenkraftwagen, konnotieren oft Sportlichkeit und Luxus.

            Materialbezogene Berufe

            Es gibt zahlreiche lederverarbeitende Handwerksberufe, wie den Täschner oder österreichisch Taschner, Feintäschner, Gerber, Punzer, Buchbinder, Kürschner, Riemer, Sattler, Schuster oder Schuhmacher. Im Mittelalter waren Lederberufe in Zünften organisiert, wie Lederer, sowie Weiß- und Rotgerber und Corduanmacher. Weitere eher historische Berufsbezeichnungen sind: Beutler, Futteralmacher und Pergamenter. Ein relativ neuer Beruf, der sich auch mit Leder beschäftigt, ist der Restaurator, insbesondere der Buchrestaurator und der Restaurator archäologischer Funde.

            Lederbezeichnungen

            Nach Herstellung

            Gerbverfahren

            Alaungegerbtes Leder wurde mit Aluminiumsalzen gegerbt (Weißgerberei).
            Altgrubengerbung wird für die Herstellung von hochwertigen Sohlenledern durchgeführt. Sie ist eine reine Vegetabilgerbung und es dürfen nur gemahlene Gerbmittel (Rinden, Blätter, Hölzer und Früchte) und keine Gerbextrakte verwendet werden. Die Gerbdauer beträgt bis zu zwölf Monate.
            Chromleder wurde 1858 erfunden und wird mit dreiwertigen Chromsalzen gegerbt.
            Pflanzlich gegerbtes Leder. Dieses Leder wurde mithilfe von pflanzlichen Gerbstoffen (z. B. Rinden) gegerbt. (geringe Schrumpfungstemperatur).
            Juchtenleder ist russischen Ursprungs. Mit jufte („Paar“) wird die Herstellungstechnik beschrieben. Für die Gerbung wurden immer zwei Häute des sibirischen Steppenrinds zusammengeheftet, mit Weidenrinde gegerbt und mit Birkenteeröl imprägniert und rötlich gefärbt. Es ist geschmeidig, sehr haltbar und gut wasserdicht (der Vorläufer von Waterproof).
            Rhabarberleder durch Gerbung mit Extrakten der Rhabarberwurzel.
            Sämischleder ist eine Ledersorte, welche nur mittels Fett (ursp. Waltran) gegerbt wird. Als Rohmaterial wurden Häute von Gämsen, Rehen, Hirschen, Rentieren, Ziegen, Schafen, Kälbern und Rindern verwendet. Es wird überwiegend als Waschleder und Fensterleder eingesetzt.
            Schrumpfleder zeigt eine stark strukturierte Narbenschicht. Die Struktur entsteht durch eine spezielle Gerbung und ist wesentlich beständiger als bei geprägten Ledern. Es wird für Schuhe, Taschen und Koffer verwendet.

            Verwendeter Teil der Rohhaut

            Würfelbecher aus Kernleder
            Spaltleder wird durch Spalten gewonnen. Es wird zwischen Narbenspalt und Fleischspalt unterschieden. Ersteres besteht aus Papillar- und Retikularschicht und hat eine glatte Oberfläche. Zweiteres besteht nur aus Retikularschicht. Die glatte Oberfläche wird bei Fleischspalten oft durch Beschichtungen mit Folien oder Polymeren nachgebildet.
            Vollleder sind die nach der Haarseite gelegenen oberen Teile der Haut, die durch Bearbeitung von der Fleischseite her auf die erforderliche Stärke gebracht worden sind.
            Unter dem Begriff Rohhaut ist eine weitgehend unbehandelte, enthaarte Haut im Handel, die für Spezialzwecke wie Zaumzeug, Trommeln, Bogenwaffen oder Hundeknochen genutzt werden.
            Kernleder wird aus dem Kernbereich der Rohhaut gewonnen. In den der Wirbelsäule nahen Partien ist die Haut am dicksten. Wenn es auf besondere Festigkeit ankommt, wird daher Kernleder bevorzugt.

            Nach Herkunft der Haut

            Beschlagnahmte Handtaschen aus Krokodil- und Schlangenleder (London, Datum unbekannt)
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            Fischleder (von Hai, Rochen, Dorsch, Aal)
            Känguruleder
            Krokodilleder
            Lammleder
            Rindsleder, Kalbsleder
            Hirschleder
            Pferdeleder
            Schlangenleder
            Schweinsleder
            Seehundleder
            Straußenleder
            Yakleder
            Ziegenleder, Zickelleder (vom Zicklein)

            Nach Oberflächenbehandlung

            Anilinleder hat eine dünne Zurichtschicht, die natürliche Struktur des Leders ist hierbei gut zu erkennen, da es sich lediglich um eine Farbkorrektur mit Flüssigstoffen handelt. Früher wurden gesundheitsschädliche Anilinfarbstoffe verwendet, die stattdessen durch flüssige Metallkomplexfarbstoffe mit sehr ähnlichen Eigenschaften ersetzbar sind.
            Chagrin ist ein Pressnarbenleder. Zur Herstellung einer Pressnarbe wird die Ursprungsnarbe abgeschliffen und ein neuer Narben aufgepresst („chagrinieren“). Früher wurde es aus dem Leder des Pferde- oder Eselrückens gewonnen, es kann aber auch aus Hai- oder Rochenhaut hergestellt werden. Es handelt es sich meistens um ein chromgegerbtes Rind- oder Mastkalbleder mit Pressnarben und Deckfarbenzurichtung.
            Farbleder
            Hühnerleder stammt nicht von Hühnern, sondern bezeichnet ein feines Schaf- oder Ziegenleder.
            Knautschlack ist ein Leder, das mit einer wasserunlöslichen Lackschicht bedeckt ist. Es handelt sich hierbei meist um Spaltleder, welches weich und flexibel ist.
            Lackleder ist mit einer dicken Lackschicht bedecktes Leder und weist daher keinerlei Naturmerkmale mehr auf. Diese Art der Lackbekleidung ist fest und praktisch ohne Dehnung, wasserdicht und leicht zu reinigen.[18]
            „Kühlendes Leder“. Speziell gegerbtes Leder, das sich im Gegensatz zu herkömmlichem Leder in der Sonne nicht so stark aufheizt, weil Farbpigmente das Sonnenlicht reflektieren.
            Nubukleder entsteht, wenn die Oberfläche von Rinds- oder Kalbleder angeschliffen wird, so dass eine feine, samtartig aufgeraute Struktur entsteht. Der Narben ist rein und fehlerfrei. Die Blößen werden chromgegerbt und tief eingefärbt. Mit der Hand über das Leder streifend, ergibt sich wie bei Samt ein Strich. Nubuk ist eine typische Raulederart.[19]
            Rauleder ist ein Sammelbegriff für Ledersorten mit aufgerauter Oberfläche, die auf der Fleisch- oder der Narbenseite geschliffen werden. Unterschieden wird: narbenseitig bearbeitetes Leder wie Nubuk, fleischseitig bearbeitetes Leder wie Ziegenvelours, narben- und fleischseitig bearbeitetes Leder wie Schweinsleder und Wildleder sowie Spaltrauleder.[19]
            Schleifbox ist ein Rindleder, dessen fehlerhafte Narben angeschliffen werden und bei dem durch eine relativ dicke Zurichtung künstliche Narben nachgebildet werden, um eine sehr hohe Glätte zu erhalten. Diese Leder werden fast immer mit einer Narbenimprägnierung hergestellt, da die Zurichtung sehr fest anliegen soll und sich beim Biegen der Leder nicht abheben oder kleine Falten werfen soll. Narbenimprägnierung heißt, dass in die Lederoberfläche Bindemittel eingelagert werden, die die Beweglichkeit der Lederfasern sehr stark verringern. Erst im Anschluss daran wird die Zurichtung aufgetragen.[20] Schleifbox wird hauptsächlich für Schuhe und Taschen verwendet.
            Veloursleder hat eine raue, samtige Oberfläche. Sie wird von der Retikularschicht gebildet, die mehr oder weniger fein geschliffen wird. Veloursleder wird hauptsächlich aus Schweins- oder Rindshäuten, Schaf-, Ziegen- oder Kalbfellen hergestellt. Werden Fleischspalte von Rindern oder Kälbern verwendet, ist es Spaltvelours.
            Waterproof sind meist Rindsleder mit Chromgerbung, die durch eine spezielle Behandlung („Hydrophobieren“) eine geringe Wasseraufnahme und eine gute Wasserdichtigkeit zeigen. Sie werden hauptsächlich für schwere Schuhe (Bergschuhe, Militärschuhe, Arbeitsschuhe) oder Motorradbekleidung verwendet.

            Nach Verwendungszweck

            Sattler- und Täschnerleder
            Geschirrleder. Geschwärztes oder naturelles, stärker gefettetes Blankleder.
            Feinleder. Sammelbezeichnung für die in der Feintäschnerei verarbeiteten Lederarten.
            Schuhunter- und Schuhoberleder
            Sohlleder. Dickes, wenig biegsames Leder pflanzlicher Gerbung, meist Rindsleder
            Möbelleder und Autoleder
            Bekleidungs- und Handschuhleder
            Buchbinderleder
            Futterleder
            Pumpenleder
            Technische Leder

            Für die folgenden Ledersorten steht deren Verwendung im Vordergrund.

            Blankleder ist ein pflanzlich gegerbtes, leicht gefettetes naturelles oder gefärbtes Rindleder mit gleichmäßigem Aussehen in Faserstruktur und Dicke für Sättel, Taschen und Reitzeug.
            Glacéleder besteht meist aus Lamm-, Zickel- oder Kalbleder. Es ist sehr weich und durch eine besondere Behandlung waschbar. Wegen seiner Weichheit und Zugfähigkeit eignet es sich besonders für Handschuhe.
            Mochaleder oder Mochetto sind auf der Narbenseite geschliffene tuchartig zugerichtete Lamm- und Zickelfelle oder Kalbfelle. Sie gehören zu den teuersten, weichsten und haltbarsten Handschuhledersorten.
            Oasenziege ist ein Buchbinderleder, hergestellt aus den Häuten der Sudanziege in Zentralafrika.
            Vacheleder ist ein flexibles Sohlenleder, das aus Kuhhäuten hergestellt wird. Es werden in der Herstellung Gerbstoffe verwendet, die eher weiche Leder ergeben. Vacheleder werden zudem leicht gefettet. Es wird unterschieden in Schnittervache (kräftiges Sohlleder, welches nach dem modernen Gerbverfahren hergestellt wird), Nagelvache (ein etwas steiferes Sohlleder), Nähvache (biegsam und etwas weicheres Sohlleder) und Flexibelvache (sehr weiches Sohlleder, Verarbeitung durch Verkleben).

            Sonderbezeichnungen

            Fensterleder oder Chamoisleder
            Ecraséleder werden aus Kapziegen- oder Kalbhäuten hergestellt. Es zeichnet sich nach der Färbung durch kleine, helle „Äderchen“ aus.
            Nappaleder ist sehr weich und flexibel und wird für Geldbörsen und andere Lederwaren verwendet. Es wird aus Lamm-, Zickel- oder Kalbleder hergestellt. Nappaleder hat noch die natürliche Oberfläche, auf der einstmals die Haare gesessen haben. Diese Oberfläche ist nicht abgeschliffen.
            Walknappaleder ist wie Nappaleder sehr weich, aber glänzt auf Grund seiner Behandlung weniger.
            Wildleder wird noch gelegentlich als Bezeichnung für angeraute Leder benutzt, richtiger und mittlerweile gebräuchlicher ist Veloursleder. Tatsächliches „Wild“leder stammt von Gämsen, Rehen, Hirschen, ostindischen Ziegen, Antilopen, Gazellen, Elchen oder Rentieren. Es wird hauptsächlich sämisch gegerbt, der Narben wird vollständig abgestoßen.

            Lederkonservierung

            Schäden

            Buchrücken von Lederbänden mit Brüchen im Falz

            Leder kann – wie jedes Material – durch eine konstante Nutzung geschädigt werden. Dazu gehören Schäden wie Einrisse, Abrieb, Flecken, Wasserränder usw. Oft finden sich bei Ledern Risse in der Oberfläche, die durch eine zu hohe Trockenheit oder auch einen zu hohen Fettgehalt im Leder ausgelöst worden sein können. Schuhe können, abgesehen von der täglichen Beanspruchung, auch durch den Fußschweiß geschädigt werden. Um dieses zu vermeiden, wird Leder verwendet, das schweißbeständiger ist. Witterung (Regen, Schnee, Sonne und Wind) kann auf Dauer schädigend auf Gegenstände und Kleidung aus Leder einwirken. Durch regelmäßige Lederpflege wird Schäden vorgebeugt.

            Das gegerbte Leder kann im Laufe der Zeit übersäuern. Die entstehende Säure baut das Leder ab. Dieser Prozess wird durch schwefelhaltige Substanzen in der Luft begünstigt, wie sie durch eine Gasbeleuchtung entstehen. In der Vergangenheit war das etwa in Bibliotheken häufig der Fall, so dass dieses Phänomen eine eigene Bezeichnung erhielt: im Englischen wird es als red rot, im Deutschen auch als Roter Zerfall bezeichnet. Das Leder wird durch die Bindung von Feuchtigkeit und Schwefeldioxid über die Entstehung Schwefliger Säure komplett zerstört und die Oberfläche zerfällt zu Pulver. Dieser Prozess resultiert bei gleichzeitiger geringer Luftfeuchtigkeit (kleiner als 40 Prozent) über einen längeren Zeitraum in einem trockenen, irreversiblen Schaden der Faserstruktur des Leders. Es werden verschiedene Hausmittel empfohlen, besser ist es jedoch, einen fachkundigen Restaurator zu konsultieren. Bei nicht-ausreichender Neutralisation der Säuren aus dem Gerbungsprozess kann das Kollagen im Leder hydrolysieren, wodurch nach wenigen Jahren die Haut zerfallen kann. Daneben können Reste von biologischen Fetten ranzig werden und langfristig zum Fettfraß führen. Darüber hinaus können verschiedene Arten der Speckkäfer (Gemeiner Pelzkäfer, Brauner Pelzkäfer) zu Fraßschäden führen. Bei zu feuchter Lagerung können verschiedene Schimmelpilze und Bakterien zu einer Zersetzung führen.

            Lederaufbereitung/Lederrestaurierung

            Aufbereitetes Leder an Flugzeugsitzen (links: vor der Aufbereitung; rechts: nach der Aufbereitung)

            Leder lässt sich restaurieren, es gibt verschiedene Arten von Beschädigungen. Wenn Leder mit zunehmendem Alter brüchig geworden ist oder wenn sogar Lederteile verloren gegangen sind, können auch umfangreiche Reparaturen vorgenommen werden. Es gibt verschiedene Hilfsmaterialien um Beschädigungen zu beseitigen. Ein sogenanntes Flüssigleder wird bei Beschädigungen der Oberfläche aufgespachtelt. Durch vorheriges Abformen an anderer Stelle und Übertragen auf die Reparaturfläche kann dabei auch die Oberflächenstruktur rekonstruiert werden.

            Um Leder strapazierfähiger, fleckenunempfindlich und dauerhaft wasserabweisend zu machen, wird auf mit Anilinfarben vorgefärbte Glattleder eine auf Pigmenten und Bindemitteln basierende, deckende Farbschicht aufgetragen. Diese Farbschicht heißt auch Kopffärbung, Zurichtung oder Pigmentierung. Glatte Motorradleder, aber auch viele Freizeitjacken, Schuhe, Auto-, Möbelleder und Taschen aus Glattleder haben diese zusätzliche Farbschicht. Auf diese Schicht wird zusätzlich noch der Top Coat, eine Art Klarlack, aufgetragen. Der Top Coat schützt die Bindemittelfarbe vor Abrieb und Abfärbung und bestimmt den Glanzgrad und den Griff. Vernetzer sorgen als Additive für verbesserte Echtheiten.

            Lederpflege

            → Hauptartikel: Lederpflege

            Leder sollte einen Wassergehalt von 14 bis 18 Prozent haben. Mit zunehmendem Fettgehalt nimmt der Wassergehalt des Leders ab. Durch den Wassergehalt des Leders werden Reißfestigkeit, Griff, Stand, Gewicht und Elastizität stark verändert. Der Naturfettgehalt der Haut liegt bei 1 Prozent. Nur Schaffelle weisen bis zu zwölf Prozent Naturfettgehalt auf. Wie der Wassergehalt, so beeinflusst auch der Fettgehalt die Eigenschaften des Fertigleders, wie Elastizität, Reißfestigkeit, Wasseraufnahmevermögen sehr stark. Daher muss bei wertvollen Objekten mit Lederpflegemitteln vorsichtig umgegangen werden – im Zweifelsfall sollte auf jeden Fall ein Fachmann (Lederrestaurator) zu Rate gezogen werden.

            Schuhe

            Soldat bei der Schuhpflege (1982)

            Schuhe unterliegen vergleichsweise sehr hohen Belastungen durch äußere Einflüsse wie Schmutz (= schmirgelnde Reibung), Nässe (= Gefahr des Auswaschens von Fettungs- und Farbstoffen), Reibung und Stößen der Oberfläche (= mechanische Beschädigung), wie sie im Alltagsgebrauch nicht zu vermeiden sind. Zusätzlich wird das Leder durch Fußschweiß, Zug, Druck und Walkbewegungen ständig beansprucht. Oft kommen noch chemische Einflüsse aus den Strumpfmaterialien oder Waschmittelreste hinzu. Deshalb erfordern Lederschuhe eine regelmäßige Pflege.

            Die Pflege von Glattlederschäften besteht darin, dass nach einer gründlichen Reinigung der Oberfläche eine Schuhcreme dünn aufgetragen wird und abschließend poliert wird. Dadurch entsteht ein weitgehend geschlossener Schutzfilm, der besonders bei Verwendung einer Hartwachscreme (Dosencreme) das Oberleder optimal schützt, glänzt und eine Neuanschmutzung erschwert. Bei sehr stark beanspruchten Schuhschäften (Arbeitsstiefel, Bergschuhe usw.) ist der für chromgegerbte Schäfte normaler Alltagsschuhe ausreichende Schutz durch Hartwachscreme nicht zufriedenstellend. Hierfür gibt es deshalb spezielle Pflegemittel, wie Fettwachse, Lederfette und andere.

            Schuhe aus Rauleder (Velours und Nubuk) haben sehr offenporige Schäfte und erfordern deshalb regelmäßiges gründliches Ausbürsten, um den eingedrungenen Staub zu entfernen. Gelegentliches Imprägnieren mit Imprägnierflüssigkeiten oder -sprays verhindert ein vorzeitiges Neuanschmutzen und sorgt in einem gewissen Grad für einen Wasser abstoßenden Effekt. Ledersohlen können durch spezielle Ledersohlenöle gepflegt werden. Damit wird der Abrieb verringert, und es entsteht eine zusätzliche Hydrophobierung.

            Werden durchnässte Schuhe durch Wärme (Strahlung oder warme Luft) beschleunigt getrocknet, besteht die Gefahr eines irreversiblen chemischen Umbaus der Lederfaser. In der Folge verhärtet das Leder, wird spröde und reißt oder bricht leicht. Das gilt sowohl für Lederschäfte (besonders gefährdet: vegetabil gegerbte Leder) wie für Ledersohlen. Deshalb werden durchnässte Schuhe nur mit Zeitungspapier ausgestopft, das die Feuchte aufsaugt und regelmäßig ausgetauscht wird. Dabei ist der Schuh am besten von allen Seiten von Luft umspült (beim Vorhandensein von Ledersohlen gar durch Aufhängen an eine Wäscheleine). Um den Verlust der Passform zu vermeiden, wird gegen Ende der Trocknungsphase in den noch leicht feuchten Schuh ein passender Schuhspanner eingelegt.

            Bekleidung und Accessoires

            Die Reinigung der Bekleidung gehört in die Hände eines Fachmanns, wo sie meist mit organischen Lösungsmitteln durchgeführt wird. Nappaleder ist, da es eine in sich geschlossenere Oberfläche hat, besser gegen Schmutz, Wasser und Staub geschützt.

            Handschuhe aus Glacéleder können mit Waschbenzin gereinigt werden. Handschuhe aus Nappaleder, Schweinsleder und Wildleder können mit weichen Waschmitteln oder Spezialwaschmitteln gewaschen werden. Sie werden dann in angezogenem Zustand gewaschen, danach werden sie aufgeblasen und langsam getrocknet. Durch Glattziehen erhält der fast trockene Handschuh seine ursprüngliche Form wieder, durch Knautschen und Dehnen kann er wieder so weich wie vorher werden.

            Ledermöbel

            Clubsessel

            Ledermöbel können mit Hilfe eines weichen, ggf. leicht feuchten Lappens gereinigt werden. Für stärkere Verschmutzungen stehen entsprechende Lederreiniger zur Verfügung, die bei pigmentierten Lederarten bedenkenlos verwendet werden können. Die Verwendung von Lederpflegemitteln ist jedoch bei einigen Lederarten wie Nubukleder als problematisch einzustufen. Es sollte in jedem Fall ein Fachmann aufgesucht werden, der sich auf die Reinigung und Restaurierung mit original Gerbereiprodukten spezialisiert hat.

            Lederaufbewahrung

            Wertvolle Lederobjekte sollten sorgfältig aufbewahrt werden. Dazu gehört ein Schutz vor der energiereichen Sonnenbestrahlung, vor Staub, Schmutz und Nässe, für Kleinlederwaren beispielsweise in einem Stoffbeutel. Für Museen wird für die Lederkonservierung eine mittlere, möglichst konstante Temperatur und 45 bis 55 Prozent relative Luftfeuchtigkeit empfohlen. Eine höhere Feuchte fördert die Schimmelbildung, bei zu niedriger Feuchtigkeit ist das Leder brüchig. Ein angemessener Luftaustausch sollte bei der Lagerung gewährleistet sein.

            Ist das Lederobjekt bereits geschädigt, brüchig, eingerissen, abgerieben, verzogen oder mit Schimmel überzogen, sollte ein ausgebildeter Restaurator hinzugezogen werden.

            Alternativen zu Leder

            Aufgrund der aufwändigen und daher teuren Herstellung werden anstelle von echtem Leder oft Lederimitate, sogenanntes Kunstleder, eingesetzt. Kunstleder kann positive Eigenschaften von echtem Leder in Teilbereichen ersetzen oder sogar übertreffen (in der Reißfestigkeit – Treibriemen, im Abrieb – Schuhsohlen, in der Wasserundurchlässigkeit – Schuhe, für Schutzkleidung, im optischen Eindruck). Werden aber viele der Eigenschaften gleichzeitig gefordert, ist Leder noch immer überlegen (in der mechanischen Festigkeit und Atmungsaktivität, Zähigkeit, Haptik, Feuchtigkeitsaufnahme, Trageverhalten bei Bekleidung). Zudem ist Leder im weiteren Sinn ein nachwachsender Rohstoff, der in fast allen Kulturen als Nebenprodukt der Nahrungsgewinnung anfällt.

            In neuerer Zeit tauchen vermehrt Produkte aus Bonded Leather auf. Dabei handelt es sich um Materialien aus kleinsten Lederpartikeln, welche mit Bindemitteln wieder zusammengefügt werden.

            Kritik

            Bei der Ledergewinnung werden, wie bei fast jeder Tiernutzung, vor allem tierethische und ökologische Aspekte kritisiert.[21] Leder ist meist ein Nebenprodukt der Fleischgewinnung. Es gibt jedoch Tierarten, die hauptsächlich wegen ihrer Haut gejagt oder gezüchtet werden, beispielsweise Krokodile, Eidechsen oder Schlangen.

            Nicht unbedenklich ist die Gerbung. Verbreitet ist die Chromgerbung, die weniger aufwändig und kostengünstiger ist als beispielsweise eine pflanzliche Gerbung. Hierfür werden Chrom(III)- und Aluminiumsalze verwendet sowie eine Reihe anderer Chemikalien, die bei nicht fachgerechter Entsorgung für die Umwelt belastend oder giftig sind. In Lederprodukten wurden aufgrund des verbreiteten Chrom-Gerbverfahrens vermehrt Rückstände von hochgiftigen Chrom(VI)-Verbindungen gemessen, welche bei Körperkontakt krebserregend oder sogar erbgutschädigend sein können. Diese Problematik kann durch eine sorgfältige Prozessführung bei der Chromgerbung verhindert werden. Viele Lederarten können auch ohne Chromsalze in entsprechender Qualität hergestellt werden.

            Museen

            Deutschland

            Calw (Nordschwarzwald): Gerbereimuseum (Weißgerberei Balz)
            Doberlug-Kirchhain (Landkreis Elbe-Elster, Brandenburg): Weißgerbermuseum Doberlug-Kirchhain
            Enger (NRW, Kreis Herford): Gerbereimuseum Enger
            Mülheim an der Ruhr: Leder- und Gerbermuseum
            Offenbach am Main: Deutsches Ledermuseum
            Ohrdruf (Thüringen): Alte Gerberei (Ohrdruf)
            Weida (Thüringen): Lohgerberei in Weida (Technisches Schaudenkmal)

            Österreich

            Eisenerz (Steiermark): Gerbereimuseum Gerberei Salzer

            Italien

            Bosa (Sardinien): Museo delle conce (Leder- und Gerbereimuseum)

            Literatur

            Leder [inklusive speziellen Deckenmalereien]. In: Hans-Herbert Möller (Hrsg.): Restaurierung von Kulturdenkmalen. Beispiele aus der niedersächsischen Denkmalpflege (= Berichte zur Denkmalpflege, Beiheft 2), Niedersächsisches Landesverwaltungsamt – Institut für Denkmalpflege, Niemeyer, Hameln 1989, ISBN 3-87585-152-8, S. 327–346
            Rainer Atzbach: Leder und Pelz am Ende des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit. Die Funde aus den Gebäudehohlräumen des Mühlberg-Ensembles in Kempten (Allgäu). Bamberger Schriften zur Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit 2. = Mühlbergforschungen 1, Bonn 2005.
            Hans Herfeld (Hrsg.): Bibliothek des Leders. 10 Bände. Umschau Verlag, Frankfurt am Main 1990, ISBN 3-524-82004-2.
            Gerhard E. Moog: Der Gerber. Eugen Ulmer KG, Stuttgart 2005, ISBN 3-8001-1228-0.
            Hans Hegenauer: Fachkunde für Leder verarbeitende Berufe. Verlag Ernst Heyer, Essen 2001, 8. Auflage, ISBN 978-3-920454-23-8.
            Werner Schmitzer: Lederrestaurierung. Tips für Sammler. Deutsches Ledermuseum/Deutsches Schuhmuseum, 4. Aufl., 1991.
            Mick Farren: Black Power – Der Kult der schwarzen Lederjacke. Verlag Heyne, München 1985, ISBN 3-453-35086-3.

            Weblinks

            Commons: Leder Ã¢Â€Â“ Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
            Wikiquote: Leder Ã¢Â€Â“ Zitate
            Wiktionary: Leder Ã¢Â€Â“ Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
            LGR-Reutlingen, Gerber und Ledertechnikerausbildung
            Geschichte des Leders im Netzauftritt des Verbandes schweizerischer Gerbereien
            Lederpedia.de, umfangreiches fachspezifisches Wiki
            Lederlexikon
            Verband der deutschen Lederindustrie e. V.

            Einzelnachweise

            ↑ Josephine Barbe: Leder – Geschichte, Techniken, Projekte, Bern 2007, S. 42.

            ↑ Josephine Barbe: Leder – Geschichte, Techniken, Projekte, Bern 2007, S. 40.

            ↑ Karlheinz Fuchs, Manuel Fuchs, Leo Derichs: Faszination Leder: Alltägliches und Exotisches unter der Lupe, Frankfurt 2008, S. 182.

            ↑ Иван Яковлевич Павловскій: Русско-нѣмецкій словар ь/ И. Я. Павловскій. 3. Auflage. Н. Киммеля, 1900, S. 1770 (google.de [abgerufen am 30. Januar 2019]): „das von einem unausgewachsenen Rind, das Leder zwischen Kalbs- und Rindleder“ 

            ↑ K. Fuchs, M. Fuchs, L. Derichs: Faszination Leder – Alltägliches und Exotisches unter der Lupe. 2008, S. 31.

            ↑ Josephine Barbe: Leder Geschichte, Techniken, Projekte, Bern 2007, S. 44.

            ↑ www.lederzentrum.de: Elefantenleder. Zuletzt abgerufen 28. Februar 2014.

            ↑ W. Groenman-van Waateringe, M. Kilian, H. van Londen: The curing of hides and skins in European prehistory, in: Antiquity 73, 1999.

            ↑ Ältester Lederschuh der Welt entdeckt (Spektrum direkt, abgerufen am 10. Juni 2010).

            ↑ a b Ron Pinhasi u. a.: First Direct Evidence of Chalcolithic Footwear from the Near Eastern Highlands. PLoS ONE 5(6): e10984. doi:10.1371/journal.pone.0010984.

            ↑ DIN EN 14906 Leder – Automobilleder – Prüfverfahren; Deutsche Fassung prEN 14906: 2010 (Memento vom 13. März 2014 im Internet Archive).

            ↑ Brand eins: Das geht auf keine Kuhhaut. Zitate: „Das beim Gerben verwendete Chromsulfat kann sich in das gesundheitsschädliche Schwermetall Chrom VI verwandeln. [… In Olivenblätter …] finden sich Bitterstoffe, die den Baum gegen Fraßfeinde und Fäulnis schützen und sich auch als Gerbstoff eignen. […]‚Pflanzliche Gerbstoffe wie etwa aus Rhabarberwurzeln, Eichen- oder Mimosarinde kennt der Mensch seit eh und je. […] Aber die 400.000 Tonnen Chromgerbstoff, die jährlich weltweit für die Gerbung benötigt werden, könnte man damit nie ersetzen. […].‘ Anders beim patentierten Olivengerbstoff: Bei der Olivenernte und beim Rückschnitt der Bäume fallen jährlich Hunderttausende von Tonnen Blätter an, die meist als Abfall verbrannt werden.“ Ausgabe 10/2014, geladen am 7. November 2016

            ↑ K. Fuchs, M. Fuchs, L. Derichs: Faszination Leder. 2008.

            ↑ Wet Blue. In: Leder-Info.de. LEDERZENTRUM GmbH, abgerufen am 1. März 2018. 

            ↑ Wet White. In: Leder-Info.de. LEDERZENTRUM GmbH, abgerufen am 1. März 2018. 

            ↑ Crustleder. In: Leder-Info.de. LEDERZENTRUM GmbH, abgerufen am 2. März 2018. 

            ↑ Vgl. Andrea Jördens, Sarah Kiyanrad, Joachim Friedrich Quack: Leder. In: Michael Ott, Thomas Meier, Rebecca Sauer (Hrsg.): Materiale Textkulturen. Konzepte – Materialien – Praktiken (= Materiale Textkulturen). Band 1. De Gruyter, Berlin/Boston/München 2015, ISBN 978-3-11-037128-4, S. 323–335. 

            ↑ Josephine Barbe: Leder Geschichte, Techniken, Projekte, Bern 2007, S. 40.

            ↑ a b Josephine Barbe: Leder (Geschichte, Techniken, Projekte). 2007.

            ↑ Karlheinz Fuchs, Manuel Fuchs, Leo Derichs: Faszination Leder – Alltägliches und Exotisches unter der Lupe, Frankfurt 2008, S. 185.

            ↑ tier-im-fokus-ch: Info-Dossier über Leder.

            Normdaten (Sachbegriff): GND: 4034974-3 (OGND, AKS)

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              Beratungsstelle ist eine Sammelbezeichnung für Einrichtungen, welche unterschiedliche Arten von Unterstützung und Hilfestellung anbieten, die sich nach Anliegen der Ratsuchenden, Gesprächsformen und Zielsetzung differenzieren lassen.
              Von den Extremen aus betrachtet, ließe sich ein Bogen von der reinen Sachberatung bis zur psychosozialen Krisenintervention spannen. Dazwischen gibt es vielfältige Übergangs- und Mischformen. Es gehört zu den Grunderfordernissen einer komplexen, sich zudem im Dauerumbruch befindlichen Gesellschaft, Beratungsangebote für den Fall von

              Wissensdefiziten,
              schwierigen Entscheidungen,
              persönlichen Lebenskrisen,
              Konflikten in Partnerschaft und Familie,
              oder Problemen in Ausbildung und Beruf

              zu entwickeln und anzubieten. Beratung soll Orientierung und Neuorientierung ermöglichen, Kompetenzen und Ressourcen entfalten helfen, Zukunftsperspektiven eröffnen. Die staatliche Förderung einer Vielzahl von Beratungsstellen trägt dieser Notwendigkeit Rechnung. Neben der Fachlichkeit stellt also der Gesellschaftsbezug ein Charakteristikum für die Arbeit einer Beratungsstelle dar. Zur Erfüllung ihrer Aufgaben verfügt sie über qualifiziertes Personal und eine der Arbeit dienliche räumliche und sachlich-materielle Ausstattung. Eine Beratungsstelle soll möglichst ohne bürokratische und finanzielle Hürden (niedrigschwellig) zugänglich sein.

              Beratung hat sich einer Paradoxie zu stellen: zu unterstützen, ohne zu bevormunden. Eine entsprechende Haltung dauerhaft sicherzustellen erfordert mehr als die fachliche Qualifikation und ethische Selbstverpflichtung der beratenden Person. Die Organisation der Beratungsstelle, auf die unten eingegangen wird, muss entsprechend gestaltet sein.

              Inhaltsverzeichnis

              1 Spezielle Beratungsstellen
              2 Trägerschaft, Struktur, Organisation und Fachlichkeit von Beratungsstellen
              3 Siehe auch
              4 Literatur
              5 Weblinks
              6 Einzelnachweise

              Spezielle Beratungsstellen

              Beratungsstellen mit speziellem Auftrag, meist basierend auf einer Rechtsgrundlage:

              Erziehungs- und Familienberatungsstelle
              Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstelle
              Beratung für Väter
              Drogenberatungsstelle oder Suchtberatungsstelle
              Jugendberatungsstelle
              Polizeiliche Beratungsstelle
              Migrationsberatungsstelle
              Schulberatungsstelle
              Schwangerschaftskonfliktberatung (fällt unter unterschiedliche Trägerschaften, so können diese Beratungsstellen auch unterschiedliche Namen haben)
              Seniorenberatungsstelle, auch für Angehörige Älterer, in Baden-Württemberg oft nach einem Programm des Sozialministeriums IAV-Stellen genannt, weil sie Informationen gibt, Anlaufstelle ist und Hilfen vermittelt. Meistens beim Landkreis angesiedelt. Beratungsstellen für Ältere, aber auch für Behinderte – und kranke Menschen.
              Gesundheitsberatung (z. B. in Bezirksämtern)
              Sexualberatungsstellen
              Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“, bundesweites Beratungsangebot für von Gewalt betroffene Frauen[1]
              Blended Councelling Angebote, die Online- und Präsenzberatung verknüpfen, z. B. „Projekt Rauchmelder[2]“ in der Drogenberatung

              Trägerschaft, Struktur, Organisation und Fachlichkeit von Beratungsstellen

              Beratungsstellen befinden sich in Trägerschaft von Kommunen, Kirchen, Verbänden oder Vereinen (siehe auch freier Träger). Sie können eng an eine Institution angebunden und in deren Aufgabenspektrum verwoben sein (z. B. die Studienberatung an Universitäten). Einige sind eher spezialisiert (z. B. Beratung und Therapie für Opfer von Gewalt, für Flüchtlinge, auf Suchtkrankenberatung, Schwangerenberatung, Sexualberatung und vieles mehr), andere sind eher offen für ein breites Spektrum von Fragen, Themen und Anlässen (allgemeine Lebensberatung, Gesundheitsberatung). Viele Beratungsstellen arbeiten auf der Basis expliziter Richtlinien. Ihr Angebot und ihre fachlichen Arbeitsweisen sind von daher transparent und unterliegen einer Kontrolle durch Träger, Fachverbände und politische Öffentlichkeit.

              Als ein Modell dafür kann die institutionelle Erziehungsberatung dienen. Für sie regelt u. a. die „Bundeskonferenz für Erziehungsberatung“ (BKE) Aufgaben, Organisation und Struktur; man kann hier von formalisierten „Regeln fachlichen Könnens“ und in diesem Sinne von Standards sprechen. Darin findet sich unter anderem die personelle Ausstattung der Einrichtung beschrieben, zu der ein Team verschiedener Berufsgruppen (Psychologie, Pädagogik, Sozialarbeit/Sozialpädagogik) mit einer für die Tätigkeit qualifizierenden therapeutischen Zusatzausbildung (Kindertherapie, Paarberatung, Gesprächspsychotherapie, systemische Familientherapie, psychoanalytische Fokalberatung usw.) gehört. Zu den Standards zählen weiterhin die Verschwiegenheit der Gespräche, ihre Kostenlosigkeit für Ratsuchende sowie der freie Zugang. Alle Mitarbeiter-/innen einer Erziehungsberatungsstelle sind zu Supervision und kontinuierlicher Fortbildung verpflichtet. In den letzten Jahren hat es sich eingebürgert, in solchen Fällen von institutioneller Beratung zu sprechen. Mit der Bezeichnung „institutionell“ soll der gesellschaftliche Auftrag und die Verpflichtung auf zentrale gemeinschaftliche Grundwerte – mit dem Kindeswohl im Zentrum – unterstrichen werden. Das Kinder- und Jugendhilfegesetz (SGB VIII) formuliert Grundlagen für den Anspruch, den Kinder, Jugendliche und Eltern auf Beratung haben, sehr differenziert; es beschreibt gleichzeitig Aufgaben von Beratung im System der Familien- und Jugendhilfe.

              Zu den Verpflichtungen einer Erziehungsberatungsstelle zählen neben den Gesprächen mit Einzelnen, Paaren und Familien die Diagnostik, etwa bei kindlichen Wahrnehmungs- oder Sprachproblemen, sowie die Prävention. Zu letzterer gehört die Kooperation mit Einrichtungen der Jugendhilfe, des Erziehungs- und Gesundheitswesens, weiterhin die Öffentlichkeitsarbeit. Die Leistungen einer Beratungsstelle werden evaluiert. Eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien beschäftigt sich mit der Wirksamkeit und den Wirkfaktoren beraterischer Prozesse; sie tragen auf diesem Wege zur Transparenz der Praxis sowie zur Qualitäts(weiter)entwicklung bei. Letzteres gilt auch für den Bereich der Ehe- und Lebensberatung.

              Zur traditionellen Form des Beratungsgesprächs, bei der Ratsuchende und Berater-/in sich unmittelbar begegnen, sind in den letzten Jahren neue Modi hinzugekommen. Beratung via Internet zählt dazu – sie schließt an eine Tradition an, wie sie etwa für die Telefonseelsorge charakteristisch ist. Eine weitere Beratungsform ist das Blended Councelling, bei dem die jeweiligen Vorteile der Online- und Präsenzberatung genutzt werden können. Mit der gesellschaftlichen Entwicklung kommen neue Themen auf, Mobbing-, Outplacementberatung oder Coaching sind hier zu nennen. Auch die Trennungs- und Scheidungsberatung spielt eine zunehmend große Rolle und bringt neue Beratungsformen hervor, etwa die Mediation als eigenständiges Unterstützungsverfahren.

              Siehe auch

              Koordinierungs-, Kontakt- und Beratungsstelle
              Onlineberatung
              Virtuelle Beratungsstelle
              Lesbentelefon
              Rosa Telefon

              Literatur

              Frank Nestmann, Frank Engel, Ursel Sickendiek (Hrsg.): Das Handbuch der Beratung. Band 1 und 2. Tübingen 2004.

              Weblinks

              Wiktionary: Beratungsstelle Ã¢Â€Â“ Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
              Verzeichnis von Beratungsstellen in Deutschland

              Einzelnachweise

              ↑ Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“

              ↑ Rauchmelder B.A.C – Drogenberatung mit einer App in Frankfurt. Abgerufen am 18. Januar 2019. 

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                Werbefotografie ist ein Bereich der Berufsfotografie, in dem Bilder für Werbezwecke hergestellt werden. Auftraggeber sind meist Werbeagenturen. Neben der Produktfotografie müssen in der Werbefotografie häufig abstrakte Gegenstände dargestellt werden, wie Sicherheit, Gesundheit, Lebensqualität oder Lebensfreude. Die Bilder der Werbefotografie sollen zum Konsum auffordern und Produkte oder Dienstleistungen attraktiv machen.

                Produktfotografie: Der Mitzieheffekt betont durch den verschwimmenden Hintergrund und die verwischten Felgen die Geschwindigkeit und suggeriert „Kraft“ und „Dynamik“; durch den dadurch strukturarmen Hintergrund wird die Aufmerksamkeit auf das (zudem zentral platzierte) Produkt fokussiert. Flach einfallendes, „sanftes“ (also zu schattigen Bereichen kontrastarmes), „abendlich“-warmes Sonnenlicht sollen unbewusst Assoziationen zu Sommer, Feierabend, Freizeit, Urlaub und somit letztendlich zu Sorgenfreiheit wecken.

                Inhaltsverzeichnis

                1 Teilbereiche
                2 Einordnung
                3 Geschichte
                4 Spektrum
                5 Ausbildung
                6 Weblinks

                Teilbereiche

                Die Werbefotografie umfasst:

                Produktfotografie, beispielsweise Modefotografie und Lebensmittelfotografie bzw. Food-Fotografie

                Daneben gibt es Überschneidungen mit

                Porträtfotografie (Werbebotschafter, Wahlplakate, Vertrauenspersonen)
                Aktfotografie (Unterwäsche, Light-Produkte)
                Naturfotografie, Landschaftsfotografie (Ökologie, Reisen, Tourismus)
                Sportfotografie (Nahrungsergänzungsmittel, Schokoriegel)
                Architekturfotografie (Architekten, Hotel, Tourismus, Banken, Versicherungen)
                Tierfotografie (Tierfutter)

                Einordnung

                Die Werbefotografie kann teils auch als Kunstrichtung verstanden werden, die malerische Traditionen etwa des Stilllebens aufgreift. Auch Techniken der Verkaufspsychologie werden benutzt (siehe auch Manipulation, Propaganda).

                Zu allen Zeiten üblich sind auch Techniken der Bildmanipulation, mit der unerwünschte Bildteile entfernt, oder mehrere Bilder zu einem neuen komponiert werden. Früher bediente man sich dabei der klassischen Fotomontage; da heutzutage meist nur noch die Digitalfotografie zum Einsatz kommt, wird dazu Grafiksoftware verwendet. Die Erzeugnisse der Werbefotografie finden sich dann in den Massenmedien, in Printmedien, aber auch im öffentlichen Raum (Plakate, Außenwerbung), und in Internetwerbung wieder.

                Geschichte

                Werbefotografie aus den 1930ern

                Berühmte Werbefotografen sind oder waren Charles Wilp, Reinhart Wolf, Herb Ritts oder Bert Stern.

                Umstritten waren Fotografien in Werbekampagnen wie in der von Benetton des Fotografen Oliviero Toscani, die z. B. sterbende Aids-Kranke oder das blutgetränkte Hemd eines getöteten Soldaten zeigten, nach Angaben von Benetton, um auf diesem Weg auf ihr Elend aufmerksam zu machen.

                Spektrum

                Die Bandbreite der Werbefotografie ist so hoch, dass professionelle Fotografen meistens nur ein Teilgebiet abdecken. Jeder der Teilbereiche erfordert so viel Erfahrung und Wissen des Fotografen, vor allem auch sehr unterschiedliche Fotoausrüstungen, so dass eine Spezialisierung absolut üblich ist. Sehr intensiv beworbene Produktgruppen sind dabei für Werbefotografen lukrative Anwendungsgebiete: Dazu zählen die Modefotografie, Kosmetika, Luxusgüter im Allgemeinen, hochwertige Dienstleistungen oder technische Güter, wie z. B. Automobile, Motorräder, Flugzeuge oder hochwertige Gebrauchsgüter. Diese Betätigungsfelder sind oft mit hohen Etats ausgestattet.

                In bestimmten Produktfeldern, beispielsweise bei Mode, Kosmetika oder Automobilen, sind die Werke der Werbefotografie oft so hoch stilisiert, dass Bilder der redaktionellen Bildberichterstattung kaum mithalten können.

                Konzeptionell anspruchsvoll können Arbeiten für Dienstleistungen, wie Banken, Versicherungen oder Touristik sein. In diesen Bereichen spielen verdeckte Signale und Symboliken, die fotografisch integriert werden müssen, eine starke Rolle.

                Ausbildung

                Die Ausbildung erfolgt durch eine fotografische Ausbildung bei entsprechenden Ausbildungsstätten und Werbefotografen oder durch ein Studium an einer Kunsthochschule. Spezielle Studiengänge sind Fotodesign, aber auch Grafikdesigner wirken bei der Komposition und Nachbearbeitung von Werbefotos mit.

                Weblinks

                Commons: Werbefotografie Ã¢Â€Â“ Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
                Beschreibung des Berufs Werbefotograf bei der Arbeitsagentur
                Normdaten (Sachbegriff): GND: 4317809-1 (OGND, AKS)

                Abgerufen von „https://de..org/w/index.php?title=Werbefotografie&oldid=206866385“
                Kategorien: Genre der FotografieWerbemittelMedienwerbung

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                  Turmkräne der Hersteller Liebherr (gelb) und Wolffkran (rot, Toplesskrane) bei der Errichtung der Seestadt Aspern
                  Montage eines Obendrehers des Herstellers Wolffkran
                  Obendrehender Turmkran Liebherr-710 HC-L 32/64 Litronic

                  Ein Turmkran ist eine Hebemaschine (Kran) zum vertikalen Heben von Lasten, die meist mittels einer Laufkatze auch horizontal verfahren werden können. Ein Turmdrehkran, kurz TDK, kann seinen Ausleger zusätzlich mithilfe eines Drehkranzes seitlich verschwenken und die Last somit in allen drei Dimensionen verfahren. Tragwerk und Ausleger des Krans werden häufig als Fachwerkträger ausgeführt.

                  Turmdrehkräne werden insbesondere auf Baustellen im Hoch- und Tiefbau eingesetzt. Unterschieden werden unten- und obendrehende Turmdrehkräne mit Katz- und mit Nadelausleger.

                  Inhaltsverzeichnis

                  1 Geschichte
                  2 Untendrehender Turmkran
                  3 Obendrehender Turmkran
                  4 Katzausleger
                  5 Nadelausleger
                  6 Wipp- und Toplesskrane
                  7 Siehe auch
                  8 Literatur
                  9 Weblinks
                  10 Einzelnachweise

                  Geschichte

                  Erste Turmkrankonstruktionen wurden um 1910 entwickelt. Zu den Herstellern der ersten Stunde zählen Unternehmen wie Heinrich Rieche aus Kassel und Carl Peschke (Pekazett) aus Zweibrücken (heute KSD Kransysteme GmbH). Es folgten das Unternehmen Kaiser & Schlaudecker (später Otto Kaiser KG Maschinenfabrik) aus St. Ingbert im Jahr 1912 mit einer wegweisenden und früher weit verbreiteten Entwicklung im Bereich der Hochbaukrane und ab 1913 auch das Heilbronner Unternehmen Julius Wolff (später Wolffkran) mit seinem ersten obendrehenden Baukran in „Glockenauslegerbauweise“. Alle Krankonstruktionen der vorgenannten Hersteller hatten noch ein sogenanntes Kranportal als gleisgebundenen Unterbau.

                  Nach dem Zweiten Weltkrieg kamen selbstaufstellende und schnell umsetzbare Turmkräne auf den Markt. So entwickelte beispielsweise der Kirchdorfer Baumeister Hans Liebherr, Gründer des gleichnamigen Baumaschinenherstellers, im Jahr 1949 einen schnell zu transportierenden und montierenden Turmdrehkran. Auch andere Hersteller widmeten sich in dieser Zeit der Fertigung von Turmkranen und versuchten die ständig steigende Nachfrage zu decken. Durch das Aufkommen des Kletterkrans in den 1960er Jahren wurden die Einsatzmöglichkeiten von Turmkränen noch erweitert. Später kamen die Funkfernsteuerung und elektronisch programmierbare Kransteuersysteme hinzu.

                  Untendrehender Turmkran

                  Untendrehende Turmdrehkrane (Untendreher) bestehen aus einem Unterwagen mit Drehkranz, auf dem der Kranturm drehbar befestigt ist. Der Ausleger ist fest mit dem Kranturm verbunden und meist über Turmspitze und sehr kurzen Gegenausleger bis zum Gegengewicht über Zugseile abgespannt. Das erforderliche Gegengewicht (Ballast) ist seitlich an der Basis des Kranturms angesetzt und dreht sich mit diesem. Eine seitliche Bewegung des Auslegers ist nur über eine Drehung des gesamten Kranturms möglich. Das Gegengewicht dreht sich in der Regel innerhalb der Aufstellfläche der Abstützungen des Unterwagens. Ein Kran, der unmittelbar mit einer Bodenplatte verschraubt oder in dieser einbetoniert ist, benötigt keine besondere Aufstellfläche. In diesem Fall muss für das ausschwenkende Gegengewicht des untendrehenden Krans eine im Vergleich zu Obendrehern größere Fläche freigehalten werden.

                  Der weltgrößte Turmdrehkran Kroll K-10000 ist ein Untendreher mit einem hohen Lastmoment von 10.000 Meter mal Tonne, das heißt, er kann eine Traglast von 120 Tonnen am Ausleger in einer Entfernung von 82 Metern zum Kranturm anheben. Sein Ballastgewicht befindet sich wie bei einem Obendreher am Ende des Gegenauslegers.[1]

                  Die Anschaffungs- und Vorhaltekosten untendrehender Turmkrane sind geringer als bei Obendrehern. Auch Auf- und Abbau gestalten sich einfacher. Sie werden häufig auch als Schnellmontagekrane angeboten. Diese werden vormontiert auf die Baustelle gebracht, auf tragfähigen Boden gesetzt und innerhalb weniger Minuten automatisch aufgerichtet. Untendreher werden vor allem auf kleinen und mittleren Baustellen eingesetzt.

                  Bei größeren Turmhöhen und Lastmomenten ergeben sich beim Untendrehersystem Nachteile, da der steigende Platzbedarf durch längere Ausleger am Boden schnell zu Problemen führt, während die Ausleger beim Obendrehsystem am oberen Ende des Krans in der Regel wenig stören. Falls untendrehende Turmdrehkrane auf Fahrzeuge montiert werden, werden diese als Mobilbaukrane bezeichnet.

                  Obendrehender Turmkran

                  Obendrehender Turmkran

                  Der Kranturm obendrehender Turmdrehkrane (Obendreher) ist fest auf dem Turm- oder Fundamentkreuz montiert, auf dem auch der Zentralballast liegt. Alternativ kann der Turm mit einer Fundamentplatte verbunden werden, etwa über einbetonierte Fundamentanker.
                  Bis zu einer hersteller- und typabhängigen Turmhöhe können diese Krane auch schienenfahrbar auf entsprechenden Unterwagen montiert werden.

                  Das Drehwerk befindet sich am oberen Ende des Kranturms. Bei Drehbewegungen werden nur der Ausleger und der ihm gegenüberliegende Gegenausleger bewegt, die an der Kranspitze abgespannt werden können. Der Gegenausleger wird mit Ballast beschwert, so dass bei halber Belastung des Auslegers im Drehwerk kein Moment auftritt.

                  Insbesondere bei größeren Turmhöhen und Lasten wirkt sich vorteilhaft aus, dass der Drehkranz von obendrehenden Kranen geringer belastet wird, da

                  das Gewicht des Kranturms nicht auf ihm lastet und
                  das durch Traglast und Wind bewirkte Drehmoment sich aufgrund des kürzeren Hebelarms reduziert.

                  Weitere Vorteile des Obendrehers sind der geringe Platzbedarf im Bereich des Aufstellortes sowie die großen Turmhöhen, die erreicht werden, wenn der Turm am Bauwerk verankert wird. Aufgrund des geringen Platzbedarfs können Obendreher auch mitten im Gebäude verankert werden, z. B. in einem künftigen Treppenhaus oder Aufzugschacht.

                  Obendreher werden auch als Kletterkrane ausgeführt, die durch Klettervorrichtungen in der Lage sind, ihren Turm durch Einbau neuer Turmstöße ohne Mithilfe anderer Hebemittel zu verlängern oder zu verkürzen.

                  Katzausleger

                  Ausleger mit Laufkatze

                  Die meisten im mitteleuropäischen Raum eingesetzten Turmdrehkrane sind Krane mit Laufkatzausleger. Ein Laufkatzausleger ist waagerecht am Kranturm angebracht und kann meist in der Höhe nicht verändert werden (bis auf manche Untendreher, die auch mit steilerer Auslegerneigung aufgebaut werden können). Der Lastentransport erfolgt mit Hilfe einer Laufkatze, die sich entlang des Auslegers bewegen kann und das Hubseil mit sich führt.

                  Eine Sonderform des Laufkatzauslegers ist der sogenannte Biegebalkenausleger, der bei spitzenlosen, sogenannten Topless-Kranen verbaut wird. Der biegesteif mit dem Gegenausleger verbundene Ausleger benötigt keine Abspannung über eine Turmspitze, so dass er insgesamt weniger Höhe einnimmt. Bei diesem Krantyp ist die Lastgrenze allerdings eher erreicht als bei Kranen mit Turmspitze.

                  Die Biegebalkenauslegerkonstruktion ist eine der ältesten Auslegerbauarten. Bereits im Jahr 1912 wurde eine der ersten Krankonstruktionen mit einem Biegebalkenausleger ausgeführt. Hans Liebherr, Gründer des gleichnamigen Baumaschinenkonzerns, griff im Jahre 1949 diese Auslegerbauform ebenfalls für seine ersten Kranentwicklungen auf.

                  Eine andere Variante ist der Teleskopausleger, bei dem der Ausleger in zwei Teile unterteilt ist, die entweder untereinander oder ineinander geschoben werden können. Das ist vor allem beim Vorbeischwenken an Hindernissen von Vorteil.

                  Nadelausleger

                  Turmdrehkran mit Nadelausleger

                  Nadelausleger werden auch als Verstellausleger bezeichnet. Bei Nadelauslegerkranen ist der Ausleger am Kranturm unterhalb der Turmspitze mit einem Gelenk befestigt und über das Auslegerhubseil, das über die Kranspitze läuft, in der Höhe veränderlich. Krane mit Nadelausleger haben meist keine Laufkatze und die Last wird in Richtung des Auslegers allein über Heben und Senken des Auslegers verfahren.

                  Die Nadelauslegerkonstruktion bietet bei beengten Platzverhältnissen Vorteile, da der Ausleger beim Heranfahren an Hindernisse wie benachbarte Gebäude hochgezogen werden kann, um eine Kollision zu vermeiden. Dies ist auch dort von Nutzen, wo der Gesetzgeber das Überfahren benachbarter Grundstücke mit dem Ausleger verbietet, wie in Großbritannien und in Japan. Durch Aufrichten des Auslegers können weit über die Höhe des Kranturms hinausgehende Hakenhöhen erreicht werden, wodurch gegebenenfalls Turmhöhe eingespart wird.

                  Das Verfahren der Last in Auslegerrichtung erfordert einen wesentlich stärkeren Antrieb als bei Katzauslegern, da Ausleger und Traglast angehoben werden müssen. Krane mit Nadelausleger kommen vor allem im asiatischen Raum, in Großbritannien, den USA und Australien sowie in Russland zum Einsatz. In Deutschland sind sie im Hochbau zu finden.

                  Wipp- und Toplesskrane

                  Bei den Wipp- oder Toplesskranen (auch Flat-Top-Krane genannt) benötigt der Ausleger keine Abspannung über eine Turmspitze, da er biegesteif mit dem Gegenausleger verbunden ist. Beim Wippausleger kann der gesamte Ausleger ähnlich einem Nadelausleger angehoben werden. Toplesskrane entsprechen Katzauslegerkranen, benötigen jedoch keine Turmspitze, über die der Ausleger abgespannt wird. Dies erlaubt bei großen Baustellen das leichtere Überschwenken durch andere Krane. Toplesskrane können schnell montiert werden und setzen sich daher in der Bauindustrie zunehmend durch.

                  Wolff Ur-Baukran, Museumskran der AG-KBM

                  Obendrehender Turmdrehkran mit Katzausleger

                  Obendrehender Toplesskran

                  Einsatz zweier Kräne mit Nadelausleger beim Bau des One World Trade Center in New York (Aufnahme vom Juli 2010)

                  Umgefallener Kran

                  Ein fahrbarer Faltkran (Potain)

                  Siehe auch

                  Fahrzeugkran
                  Feuerwehrkran
                  Hubarbeitsbühne
                  Schienendrehkran
                  Schwimmkran bzw. Kranschiff
                  Teleskoprohr

                  Literatur

                  Johannes Karl Westermann: Turmdrehkrane im Hochbau: Untersuchungen zu automatischen Lastaufnahmeeinrichtungen. Diplomarbeit. Hrsg.: Universität Karlsruhe [TH]. Karlsruhe 2005. 
                  Dirk P. Moeller: Kran- und Baumaschinenmuseum: Von der Idee zur Wirklichkeit. In: Stahlbau. Band 82, Nr. 4. Ernst & Sohn, 3. April 2013, ISSN 0932-6375, S. 302–308, doi:10.1002/stab.201320047. 
                  Stephan Bergerhoff, Heinz-Gert Kessel, Pius Meyer: Turmdrehkrane: 100 Jahre auf Baustellen in aller Welt. Podszun, Brilon 2010, ISBN 978-3-86133-560-3. 
                  Stefanie Ehmann, Alexandra Waldenmaier, Erik Bohr (Fotos): Zwischen Himmel und Erde. Hrsg.: Wolffkran. Motorbuch, Stuttgart 2007, ISBN 978-3-613-02724-4. 
                  Martin J. Dougherty: Kräne: Die spektakulärsten Baumaschinen der Welt. Parragon, Bath UK 2008, ISBN 978-1-4075-2396-5. 
                  Karl-Eugen Kurrer: Vom Urbild des Turmdrehkrans. In: VDI nachrichten Nr. 18/2013, 3. Mai 2013, S. 6.

                  Weblinks

                  Commons: Turmkräne
                  AG Kran- und Baumaschinenmuseum e. V.
                  Kran-Info: Informationen und Bildern zu Turmdrehkranen

                  Einzelnachweise

                  ↑ E.B.: Datenblatt des Kroll K-10000 auf www.krollcranes.dk. Abgerufen am 15. April 2016. 

                  Normdaten (Sachbegriff): GND: 4186479-7 (OGND, AKS)

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                  Kategorien: BaumaschineKran

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